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"Samson und Dalila" von Camille Saint-Saëns, Badisches Staatstheater Karlsruhe

Premiere A: Freitag, 15. Oktober 2010, 19.30 Uhr ││ Opernhaus

Premiere B: Sonntag, 17. Oktober 2010, 15.00 Uhr ││ Opernhaus

Ein monumentaler biblischer Bilderbogen wird zu einem Zeitstück von höchster psychologischer Brisanz und Aktualität. Saint-Saëns konzipierte das Werk zunächst als Oratorium, doch entschied er sich letztendlich zu dessen Realisierung in Form eines musiktheatralischen Werkes.

Zu stark ist doch der innere dramatische Gehalt des alttestamentarischen Textes. Der Komponist entnimmt die Handlung dem 16. Kapitel des Buches der Richter: Das Volk der Hebräer beklagt von den Philistern unterjocht sein Los. Samson, der Hoffnungsträger der Hebräer, dem bereits vor seiner Geburt eine Mission prophezeit worden war, ruft sein Volk zum Widerstand gegen die Herrschenden auf. Es kommt zum Aufstand, den die Hebräer für sich entscheiden.

Als die Philisterin Dalila mit ihren Begleiterinnen die siegreichen Soldaten empfängt, ist Samson auf der Stelle von ihr fasziniert. Dalila weiß dies auszunutzen: Sie verführt ihn und lockt ihn damit in eine Falle. Als es ihr gelingt, ihm das Geheimnis seiner Stärke zu entlocken, ist er ihr ausgeliefert. Dalila lässt ihn festnehmen und ins Gefängnis werfen. Als Samson im Tempel zur Schau gestellt und von der Menge verspottet wird, bittet er Gott um Hilfe, der ihm ein letztes Mal seine frühere Kraft verleiht, mit deren Hilfe er den Tempel zum Einsturz bringt.

Betrachtet man die biblische Erzählung vor dem Hintergrund der heutigen Zeitgeschichte, so tritt einem natürlich sofort der stetig schwelende Nahost-Konflikt vor Augen, dessen Wurzeln in biblischen Zeiten liegen. Doch ist die Geschichte um Samson und Dalila weit komplexer, als dass sie auf diesen Aspekt reduziert werden sollte. Jenseits der Zugehörigkeit der Figuren zu konkreten ethnischen Gruppen stellt dieses Werk die Frage nach Herrschaft und Unterdrückung und deren Hintergründen, nach Auflehnung gegen die Unterjochung und Freiheitskampf, nach materieller und militärischer Überlegenheit und zeigt die menschlichen Verfehlungen, die aus diesem Problemfeld heraus entstehen: Täuschung, Instrumentalisierung von Emotionen sowie wahllose Gewalt im zwischenmenschlichen wie gesellschaftlichen Kontext.

Text von Ferdinand Lemaire nach dem Libretto von Voltaire - in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung: Jochem Hochstenbach│ Regie und Ausstattung: José Cura │ Chor: Ulrich Wagner

Mit: Julia Gertseva / Ewa Wolak / Sabina Willeit (Dalila), José Cura / Jean-Pierre Furlan (Samson), Stefan Stoll / Walter Donati (Oberpriester), Lukas Schmid / Ulrich Schneider (Abi Melech), Ulrich Schneider / Luiz Molz (Alter Hebräer), Andreas Heideker (Kriegsbote), Sebastian Haake (Erster Philister), Alexander de Paula (Zweiter Philister)

Badischer Staatsopernchor, Extrachor

Badische Staatskapelle

Die nächsten Vorstellungen: 22.10., 24.10. und 30.10.2010

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