Anna Karenina gilt vollkommen zu Recht als einer der größten Liebesromane der Weltliteratur. Sein, neben Krieg und Frieden, bekanntestes Werk, beendete Tolstoi 1877. Mit seiner Hauptfigur Anna schuf er eine tragische Heldin, die unerbittlich nach Liebe und Glück strebt und schließlich daran zugrunde geht. Dabei hat sie zu Beginn der Erzählung eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann. Dass ihr etwas gefehlt hat, merkt sie erst, als sie Graf Wronski begegnet und ihm verfällt. Gefangen in der Gewalt der Liebe, opfert sie ihren Mann, den Sohn, schert sich nicht mehr um ihr gutes Ansehen und wirft sich schließlich an allem zweifelnd unter die Räder eines Zuges.
Tolstoi schrieb mit Anna Karenina nicht nur einen Liebesroman, sondern gleichzeitig ein komplexes Portrait einer sich in Auflösung befindenden Gesellschaft. Dem Schicksal Annas stellt er die Geschichte Kittys und Lewins an die Seite. Neben dem Unglück steht das Glück, das jedoch am Ende auch in Frage steht. Es gilt der berühmte erste Satz des Romans: »Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich.« Nachdem er den Roman beendet hatte, verfiel Tolstoi, wie die Figur Lewin am Ende der Geschichte, in eine tiefe Sinnkrise. Anna Karenina ist Ausdruck einer permanenten Sinnsuche. Wonach soll man streben? Nach einem tätigen Leben, nach geistiger Erfüllung? Die Fragen, die Anna Karenina aufwirft, sind zeitlos.
Lew Tolstoi (1828-1910) entstammt einer russischen Adelsfamilie. Er gehört zu den herausragenden Epikern des 19. Jahrhunderts und schuf mit den Romanen Krieg und Frieden und Anna Karenina, die beide mehrfach verfilmt wurden, Meilensteine der Weltliteratur. Sascha Hawemann setzt mit Anna Karenina seine Beschäftigung mit großen Frauenfiguren fort, die er am Schauspiel Hannover in Drei Schwestern begann.
Regie Sascha Hawemann
Bühne Alexander Wolf
Kostüme Ines Burisch
Dramaturgie Johannes Kirsten
Anna Karenina Sarah Franke
Karenin Henning Hartmann
Stefan Andreas Schlager
Dascha Johanna Bantzer
Kitty Lisa Natalie Arnold
Lewin Rainer Frank
Wronski Sebastian Schindegger
Live Musik Xell