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Schauspiel Hannover: Spielzeiteröffnung mit Premierenfeuerwerk

Der neue Schauspielintendant Lars-Ole Walburg und sein Team starten mit einem Premieren-Feuerwerk. Das lange Eröffnungswochenende mit vier Premieren beginnt am 1. Oktober im Schauspielhaus mit „Wolokolamsker Chaussee / Das Leben der Autos“ nach Texten von Heiner Müller und Ilja Ehrenburg (Regie: Lars-Ole Walburg). Am 2. Oktober, eröffnen Hausregisseur Tom Kühnel und sein Team mit der Hannoverrevue „Götter, Kekse, Philosophen“ (UA) die neue Cumberlandsche Bühne im dritten Stock der Cumberlandschen Galerie. Am 3. Oktober tritt das Junge Schauspiel im Ballhof Eins mit „Die Unschuld der Raubvögel“ von John Logan (Regie: Heidelinde Leutgöb) auf den Plan, und am 4. Oktober beschließt Hausregisseur Florian Fiedler mit „Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“ von Hans Jakob Christoffel Grimmelshausen und Soeren Voima den großen Eröffnungsreigen im Schauspielhaus.

 

 

WOLOKOLAMSKER CHAUSSEE / DAS LEBEN DER AUTOS

HEINER MÜLLER / ILJA EHRENBURG

PREMIERE: 01.10.09, 19:30, SCHAUSPIELHAUS

 

Es sähe nicht so aus, schrieb Vaclav Havel 1978, als ob die westlichen Demokratien ein Rezept zu bieten hätten, wie man sich grundsätzlich der Eigenbewegung der technischen Zivilisation, der Industrie- und Konsumgesellschaft widersetzen könne. Nur sei die Art, wie sie den Menschen manipulierten, unendlich feiner und raffinierter als die brutale Art des posttotalitären – sozialistischen – Systems. Im Herbst 1941, 2000 Kilometer vor Berlin und nur 120 vor Moskau – an der Wolokolamsker Chaussee – beginnt mit dem verzweifelten Versuch sowjetischer Soldaten, den Einmarsch der Wehrmacht zu stoppen, die Geschichte der DDR. Sie endet mit dem ebenso verzweifelten Versuch eines Vaters, die Ausreise des Sohnes in den Westen zu verhindern. In fünf exemplarischen Szenen – jede für sich eine eigenständige Tragödie – verhandelt Heiner Müller in wechselnden Konstellationen die grundsätzlichen Fragen politischen Handelns: Welche Opfer sind mit der Durchsetzung unserer Ziele verbunden? Wie wird das Ziel, das wir zu erreichen hoffen, durch jedes notwendige Opfer unseres Handelns korrumpiert? Er entwirft dabei ein historisches und gleichzeitig berührend persönliches Panorama des Scheiterns der DDR.

 

Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall konfrontiert Regisseur Lars-Ole Walburg Müllers Stück mit Ilja Ehrenburgs umfassender und verblüffend aktueller Biografie des totalen Erfolgs »Das Leben der Autos«. Der zwischen 1928 und 1935 entstandene Text zeigt aus unterschiedlichen Perspektiven – Fließband, Kautschukplantage, Ölfeld, Börse – den atemberaubenden Siegeszug einer Ware und das Panoptikum seiner entfesselten Produzenten. In beklemmender Weise spiegelt dieser Triumph die Unhaltbarkeit unserer gegenwärtigen Situation. Geht die Geschichte denn im Kreis? Stehen wir wieder am Anfang? Und wie weiter?

 

MIT Rainer Frank, Sachiko Hara, Henning Hartmann, Camill Jammal, Daniel Nerlich, Sandro Tajouri

 

REGIE Lars-Ole Walburg

BÜHNE Robert Schweer

KOSTÜME Moritz Müller

MUSIK Sandro Tajouri und Ensemble

DRAMATURGIE Christian Tschirner

 

 

GÖTTER, KEKSE, PHILOSOPHEN – EINE HANNOVERREVUE

TOM KÜHNEL / JÜRGEN KUTTNER / SUSE WÄCHTER / DATENSTRUDEL

URAUFFÜHRUNG: 02.10.09, 20:00, CUMBERLANDSCHE BÜHNE

 

Zur Eröffnung der neuen Cumberlandschen Bühne machen sich Tom Kühnel und Jürgen Kuttner auf, um im Privileg des noch unverstellten Blicks die Rätsel ihrer neuen Heimat zwischen Handelspunkt, Energiezentrum und Rummelplatz zu ergründen. Unterstützt werden sie von Suse Wächter und ihren Puppen sowie den Medienkünstlern von Datenstrudel. Unter Einsatz aller theatraler Mittel von Oper bis zum Kasperletheater, von Reenactment bis zu Powerpoint wird eine Show entstehen, die den Utopien von gestern, den Vergangenheiten von morgen und den Mythen der Gegenwart nachgeht. Wie groß ist das Kröpckeloch, wer war Merz, und wo liegt Welfen? Wieso gibt es bei Bahlsen Hieroglyphen? Was bedeuten diese runden Frauenkörper an den Straßen? Und wo bleibt eigentlich die dritte Dimension? Was ist der Zusammenhang zwischen Keks und Leibniz, Autogerechtigkeit und Hannah Ahrendt, Dada und Gazprom, Kanzler, Kunst und Chaostagen? Die Zeichen und Wunder von Hannover werden einer kritischen Analyse unterzogen und in einer Revue durcheinandergewirbelt, um endlich freien Blick auf die Wahrheit dieser Stadt zu bekommen.

 

MIT Carolin Eichhorst, Mathias Max Herrmann, Jürgen Kuttner, Oscar Olivo, Suse Wächter

 

LEITUNG Tom Kühnel, Jürgen Kuttner

BÜHNE Jo Schramm, Miriam Braunstein

KOSTÜME Ulrike Gutbrod

MUSIK Jens Dohle

PUPPEN Suse Wächter

VIDEO Datenstrudel

DRAMATURGIE Aljoscha Begrich

 

DIE UNSCHULD DER RAUBVÖGEL

JOHN LOGAN

PREMIERE: 03.10.09, 19:30, BALLHOF EINS, AB 15

 

Nathan Leopold und Richard Loeb wollen das perfekte Verbrechen begehen. Beeinflusst durch Nietzsches Begriff vom Übermenschen glauben die beiden hochintelligenten Studenten, sich über moralische Schranken hinwegsetzen zu können. Sie ermorden den 14-jährigen Bobby Franks aus purer Neugierde und im Glauben an ihre Überlegenheit. Doch der Plan missglückt. Als die Mörder der Tat überführt werden, ist die Öffentlichkeit schockiert. »Die Unschuld der Raubvögel« basiert auf einem der berühmtesten Gerichtsprozesse der amerikanischen Geschichte aus dem Jahr 1924.

 

MIT Elaine Cameron, Moritz Dürr, Dieter Hufschmidt, Hanna Scheibe, Malte Sundermann, Martin Vischer

 

REGIE Heidelinde Leutgöb

BÜHNE UND KOSTÜME Renate Schuler

VIDEO Eva Sobieszek

MUSIK Franz Flieger Stoegner

DRAMATURGIE Sonja Fröhlich

 

DER ABENTHEUERLICHE SIMPLICISSIMUS TEUTSCH

DAS ISST: DIE BESCHREIBUNG DESS LEBENS EINES SELTZAMEN VAGANTEN GENANT MELCHIOR STERNFELS VON FUCHSHAIM WO UND WELCHER GESTALT ER NEMLICH IN DIESE WELT KOMMEN WAS ER DARINN GESEHEN GELERNET ERFAHREN UND AUSSGESTANDEN AUCH WARUMB ER SOLCHE WIEDER FREYWILLIG QUITTIRT. ÜBERAUSS LUSTIG UND MAENNIGLICH NUTZLICH ZU LESEN. AN TAG GEBEN VON GERMAN SCHLEIFHEIM VON SULSFORT. MONPELGART. GEDRUCKT BEY JOHANN FILLION. JM JAHR MDCL XIX.

 

HANS JAKOB CHRISTOFFEL VON GRIMMELSHAUSEN / SOEREN VOIMA

PREMIERE 04.10.09, 19:30, SCHAUSPIELHAUS

 

Krieg. Ein seltsamer Vagant durchwandert ein Land, das in wildem Taumel erschöpft liegt. Sein Abenteuer- und Irrweg führt ihn durch alle Gesellschaftsschichten des deutschen Barock. Ob als närrisches Kalb von Hanau, im Harnisch des mordlustigen Jägers von Soest oder am Pariser Hof – welche Rolle er auch annimmt, immer wird er zu einem bizarren Spiegel seiner verwahrlosten Umwelt. Als Hirtenjunge im Spessart wächst Simplicissimus so bar jeglicher Bildung auf, dass er nicht einmal den Krieg erkennt, als dieser seine Heimat erreicht. Nach der Zerstörung des elterlichen Hofes rettet ihm ein Einsiedler das Leben und unterrichtet ihn in der reinen christlichen Lehre. In einer barocken Versuchsanordnung schickt Grimmelshausen seinen unwissend-ahnungsvollen Protagonisten auf eine Lebensreise. Einzig mit der christlichen Botschaft ausgerüstet, müsste er schnell scheitern, bliebe ihm nicht sein dreister Witz. Nie findet er einen Platz in der Gesellschaft, immer bleibt er allein. Selbst der Tod kann ihm keinen Ort der Erlösung bieten.

 

Hausregisseur Florian Fiedler inszeniert die Fassung von Soeren Voima, einem Autorenpseudonym, unter dem in den letzten Jahren zahlreiche Stücke und Romanbearbeitungen erschienen.

 

MIT Sandra Bayrhammer, Martin Engelbach, Beatrice Frey, Florian Hertweck, Thomas Jansen, Sebastian Kaufmane, Christian Kuchenbuch, Sebastian Schindegger, Andreas Schlager, Frank Wulff

 

REGIE Florian Fiedler

BÜHNE Maria-Alice Bahra

KOSTÜME Dorothee Curio

MUSIK Martin Engelbach, Frank Wulff

DRAMATURGIE Volker Bürger

 

 

 

 

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