Zuvor hatte Nadine Jessen von Kampnagel Hamburg eine so emotionale wie warmherzige Laudatio auf die Preisträgerin vorgetragen, in der sie sogar Anleihe nahm an die ivorische Art der Würdigung außergewöhnlicher Persönlichkeiten. Gleichzeitig betonte sie, ganz analytisch in der Betrachtung der heutigen europäischen Theaterszene, dass Monika Gintersdorfer „die Prise Regelbruch mitbringt, die der heutige Theaterapparat braucht.“
Da Friederike Caroline Neuber (die „Neuberin“) heute für die Regelhaftigkeit im deutschen Literaturdrama steht und damit das Theaterleben in Deutschland seit der Aufklärung maßgeblich mitprägte, ist die Wahl der diesjährigen Preisträgerin in ihrem Namen vielleicht sogar eine wundervolle Pointe der Theatergeschichte. Jedenfalls passt die Würdigung Gintersdorfers und ihres „Regelbruchs“ zu der neuen Offenheit in der aktuellen Theaterszene. Für die Selbstverständlichkeit, Interkulturalität ohne übertriebene Harmoniesucht in den theatralen Prozess einzubinden, hat die diesjährige Jury des Caroline-Neuber-Preises 2016 ganz nebenbei mit plädiert.
Gintersdorfer/Klaßens Inszenierung von „Not Punk, Pololo“, die nach der Preisverleihung zu sehen war, hat die Sympathien des anwesenden Publikum jedenfalls gewonnen, was auch während des anschließenden Empfangs im Leipziger Schauspielhaus deutlich wurde.
Die Verleihung des Caroline-Neuber-Preises der Stadt Leipzig wird unterstützt durch die Europäische Stiftung der Rahn-Dittrich Group