Als die beiden auf Eduards Bitte hin beschließen, seinen Schulfreund, den Hauptmann, und Charlottes Nichte Ottilie bei sich aufzunehmen, wird das mühsam aufgebaute Idyll auf die Probe gestellt. Man gedenke der leichten Erregbarkeit aller Wesen, wie der mindeste Wechsel einer Bedingung, jeder Hauch, gleich in den Körpern Polarität manifestiert, die eigentlich in ihnen allen schlummert. (Goethe: „Die Metamorphose der Pflanzen“) 1809, im Erscheinungsjahr des Romans, ist „Wahlverwandtschaft“ in der chemischen Wissenschaft ein höchst umstrittener Begriff.
Die Frage, ob sich Stoffe durch „Schicksal“ und „Naturgesetz“ oder durch „Freien Willen“ verbinden, überträgt Goethe auf die Beziehung zwischen zwei Menschen. Im Gewächshaus der Gesellschaft, so seine These, sind Züchtungen möglich, die unter „natürlichen“ Bedingungen zum Scheitern verurteilt wären. „Die Wahlverwandtschaften“ greift darüber hinaus ein essenziell menschliches und zeitloses Thema auf: die Bestandskraft der Institution Ehe in der modernen Gesellschaft. Was passiert, wenn eine Beziehung, die unauflösbar scheint und vom Gesetz beschlossen ist, durch das Hinzutreten eines neuen, unvorhersehbaren Elements ins Wanken gerät?
Janette Mickan
mit: Sarah Franke, Grégoire Gros, Matthias Hummitzsch, Andreas Schmidt-Schaller, Barbara Trommer
Regie: Swentja Krumscheidt
Technische Bauten: Thomas Kirsten
Kostüme: Hildegard Altmeyer
Dramaturgie: Janette Mickan