Dafür haben sie sich ein Landhaus zugelegt, erbaut in goldenen, aber leider längst vergangenen Zeiten. Das Anwesen gleicht einer Ruine, doch um wie echte Schlossherren zu leben, haben die Engländer Frauen und Bedienstete im Schlepptau, die mit ihnen einen Traum leben sollen, der da heißt: Zurück zur Natur, zurück in die Vergangenheit, Wiederaufbau des Schlosses und Verankerung im Brauchtum auf kolonialherrische Art. Doch der Traum wird zum Alptraum. Weder die Imitation von folkloristischen Tänzen noch angelernte Pflanzenkenntnis können die Gräben zwischen den Welten schließen. Die Iren nehmen die Engländer aus, die Frauen laufen ihnen weg. Statt Ruhe finden sie Landlärm, statt heroischen Mythen Streit und Hass und statt glorreichen Nächten bloß Staub. Und während jeder seine eigene Wahrheit sucht, wird die Frage, wo sich „die wirkliche Welt“ befindet, dringlicher. Denn die Natur schlägt auf ungeahnte Weise zurück.
Heute haben viele den Impuls, zurück zur Natur zu wollen, zurück zur Schönheit, zur Sicherheit, zu Stabilität und Werten. Ausgeblendet wird, dass wir die Umstände, in denen wir leben, überhaupt nicht mehr in der Hand haben. Staub ist eine Komödie. Keine Komödie im eigentlichen Sinn, vielmehr eine „hinterhältige“ Komödie. Es geht an dem Abend darum, einen Zustand zu erzeugen – und damit eine bestimmte Möglichkeit zu nutzen, um dieses Themenfeld zu erzählen. Ein Zustand, der in den Theaterraum hinein gestemmt wird.
Sebastian Hartmann
Regie / Bühne: Sebastian Hartmann
Kostüme: Adriana Braga Peretzki
Licht / Video: Voxi Bärenklau
Musik: Steve Binetti
Dramaturgie: Katrin Spira
Manolo Bertling, Sandra Gerling, Manja Kuhl, Peter René Lüdicke, Anja Schneider, Holger Stockhaus, Steve Binetti
Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen