Er stellt die Liebe seiner Töchter auf die Probe und fragt, welche ihn am meisten liebe. Goneril und Regan beteuern wortreich ihre Liebe und bekommen ihre Teile, Cordelia, die jüngste, von ihm am meisten geliebte Tochter verweigert die schmeichlerische Rede und antwortet auf die Frage, was sie sage: „Nichts.“ Mit diesem „Nichts“ nimmt die Tragödie unaufhaltsam ihren Lauf. Dieses „Nichts“ lässt die Welt aus der Ordnung geraten. Dieses „Nichts“ durchhallt in all seinen Facetten die apokalyptische Dunkelheit des Stücks. Lear enterbt Cordelia zornig und verstößt sie. Für sich selbst beansprucht Lear, die Königswürde zu behalten, hundert Ritter und das Recht, abwechselnd einen Monat lang bei den beiden Töchtern zu wohnen. Goneril und Regan verwehren es ihm, indem sie ihn verstoßen. Am Ende sind alle tot.
Lear muss lernen, dass alles nicht stimmt: Sein Sehen war Blindheit, seine Vernunft war Wahn. Er muss sich – wie Ödipus – die Frage stellen: Wer bin ich? Er muss hinein in den Wahnsinn, die Nacktheit – das Nichts. Es geht um vieles in »König Lear«, um Generationenprobleme, eine Zeitenwende, Bürgerkrieg, Betrug und Wahrheit, Treue und Verrat, Macht und Machtmissbrauch, das Verhältnis der Geschlechter – das Thema ist das Leben des Menschen, das Stück eine finstere philosophische Groteske über das Nichts.
Es spielen: Barbara Nüsse (Lear), Julia Wieninger (Gloucester), Anja Herden (Kent), Angelika Richter (Regan/ Narr 1), Anja Laïs (Goneril/Edgar/(Narr 2)), Kathrin Wehlisch (Cordelia/Edmund/(Narr 3)), Musikerinnen: Silvia Bauer, Yuko Suzuki
Regie: Karin Beier,
Bühne: Johannes Schütz,
Kostüme: Greta Goiris,
Musik: Jörg Gollasch
Weitere Vorstellungen am 27. und 30. September 2009 um jeweils 19.30 Uhr im Schauspielhaus