Lotte, die Tochter, widmet sich mit aller Entschlossenheit ihrer Familie und schränkt ihr eigenes Leben ein. Sie sichtet Erinnerungsmaterial, sie erzählt ihre tragische Familienaufstellung nach. Mittels Rückblenden, lakonischen Dialogen, schnellen Wechseln der Perspektive und nicht zuletzt Komik wird ein Ausnahmezustand, der zur Normalität geworden ist, verhandelt. Vielleicht ein letztes Mal, damit auch Lotte ein neues Leben beginnen kann?
Die Textvorlage des Autors ist dabei eine «Materialsammlung» von Gesprächen, Monologen, Tagebuchschnipseln und lyrisch-märchenhaften Elementen, aus der die Produktion eine eigene Fassung erarbeit. Fünf Schauspieler spielen die verschiedenen Haupt- und Nebenfiguren.
Mit der Uraufführung «Schnitt» wird die junge Regisseurin Christine Rudolph die Bühne 5 im Kellergeschoss des Pfauen, die in der Spielzeitpause umgebaut wurde, als Spielstätte eröffnen. Christine Rudolph hat in der letzten Spielzeit mit der Produktion «Salzwasser» bereits erfolgreich am Schauspielhaus gearbeitet.
Der Autor Andreas Liebmann wurde 1972 in Zürich geboren. Heute lebt und arbeitet er als Performer, Autor und Regisseur in Berlin und Zürich. Nach einer Ausbildung an der Schauspiel Akademie Zürich arbeitete er als freischaffender Schauspieler. Er ist Mitbegründer des Künstlerkollektivs GASTSTUBE°, das Grenzgänge zwischen Theater, Musik und Installation praktiziert. Das Stück «Schnitt» ist während eines Stipendiums des Dramenprozessor 2005/2006 des Theaters an der Winkelwiese entstanden.
Die Uraufführung markiert einen Neustart im Pfauenkeller. Der ehemalige «bunk r!», der seit der letzten Spielzeit «Bühne 5» heisst, wurde in den letzten Monaten in einen Theatersaal umgebaut, der die Voraussetzungen für anspruchsvolle Theaterprojekte vor mehr Publikum zulässt. Das Schauspielhaus setzt dort in dieser Spielzeit den Schwerpunkt auf junge Schweizer Dramatiker.