Dort treffen sie auf Misstrauen: auf einen Dorfkönig, der seine Machtstellung bedroht sieht, auf Kleinkrämer, die auf Wege der Unterdrückung und zur Rache suchen, und auf junge Menschen, die lieber ganz woanders in der Welt wären.
An den Bau der Eisenbahnlinie knüpfen sich erst die Hoffnungen der Kleinstadt irgendwo in der russischen Provinz. Die Männer erhoffen sich Arbeit und Aufträge für ihre Unternehmen und die Frauen projizieren ihre romantischen Sehnsüchte auf die beiden stattlichen Eisenbahningenieure, die in die Stadt kommen um den Bau der Eisenbahn vorzubereiten. Konfrontiert mit diesen hohen Erwartungen und angewidert von der Rückständigkeit ihrer neuen Gesellschaft, beginnen die beiden Ingenieure, der rothaarige, ruppig-aufrichtige Tscherkun und der Zyniker Zyganow ein kaltes, manipulatives Spiel um die schöne Nadeschda, die Frau des örtlichen Steuerinspektors, und machen sich ein Vergnügen daraus, die gewohnten Verhaltensweisen und Machstrukturen der Kleinstädter zu hinterfragen, ja zu zerstören. Der Besuch der beiden Ingenieure entlarvt den Provinzort als maroden Mikrokosmos, dessen Verwesung durch Filz und Isolation von der weiten Welt längst eingesetzt hat.
In seinem 1905 geschriebenen Stück lässt Maxim Gorkij, der bereits mit „Nachtasyl“ und „Die Kleinbürger“ zu grossem Ruhm als Dramatiker gelangte, zwei verschiedene Lebenswelten aufeinanderprallen: die tödliche Langweile und der Gleichgang der Provinz kollidieren mit der neuen Urbanität des beginnenden 20. Jahrhunderts. „Barbaren“ wurde 1906 in Riga uraufgeführt. Gorki gilt als wichtigster Vertreter des sozialistischen Realismus, so ist er in erster Linie auch nicht an Abstraktionen gesellschaftlicher und politischer Prozesse interessiert, sondern daran, wie diese Veränderungen die Charaktere des Stückes, die Menschen beeinflussen und deren Lebensrealitäten komplizieren.
Das Theater Biel Solothurn bringt dieses Stück um die Konfrontation zweier unterschiedlicher Lebenswelten zur längst fälligen Schweizer Erstaufführung.
Barbaren
Szenen einer Kreisstadt in vier Akten
Schauspiel von Maxim Gorkij
Deutsch von Ulrike Zemme
Inszenierung Katharina Rupp
Bühne und Kostüme Cornelia Brunn
Dramaturgie Adrian Flückiger
Mit:
Jegor Petrowitsch Tscherkun, Ingenieur Jan-Philip Walter Heinzel
Anna Fjodorowna, seine Frau Lina Hoppe*
Sergej Nikolajewitsch Zyganow, Ingenieur Günter Baumann
Tatjana Nikolajewna Bogajewskaja,
adlige Hausbesitzerin Barbara Grimm
Lidija Pawlowna, ihre Nichte Miriam Strübel
Wassilij Iwanowitsch Redosubow, Bürgermeister Hanspeter Bader
Katja, seine Tochter Natalina Muggli*
Archip Fomitsch Pritykin, Holzhändler Gerrit Frers
Pelageja Iwanowna Pritykina, seine Frau Silke Geertz
Mawrikij Ossipowitsch Monachow,
Steuerinspektor Max Merker
Nadeschda Polikarpowna Monachowa, seine Frau Judit Cuénod
Pawlin Saweljewitsch Golowastikow, Kleinbürger Wolfgang Grabow
Doktor Makarow Matthias Schoch
Stepan Lukin, Student Dimitri Stapfer*
Matwej Gogin, Junge aus dem Dorf Kaspar Rechsteiner**
* Studierende/r der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK
** Mitglied Junges Theater Solothurn
Vorstellungsdaten
Solothurn:
FR 15.03.13 19:30 PREMIERE
FR 22.03.13 19:30
DO 04.04.13 19:30
SA 13.04.13 19:00
DI 30.04.13 19:30
Biel:
DI 19.03.13 19:30 PREMIERE
MI 17.04.13 19:30
SA 27.04.13 19:00
FR 03.05.13 19:30
Gastspiele:
DO 21.03.13 20:00 BURGDORF
Änderungen vorbehalten