Für die Betriebsfeier einer grossen Firma hat sich der Chef etwas Besonderes ausgedacht und einen Vergnügungsdampfer angemietet. Auf dessen Tanzdeck verkündet er gut gelaunt, dass zum Wohle der Bilanzen Entlassungen anstehen. Ein Wettbewerb beginnt: Widerstand und Würde
zwecklos, wenn man seinen Job behalten will. Während oben jeder reihum vortritt und unter der Leitung einer als Motivationstrainer getarnten Ratte intime Beichten ablegt, laufen im Bauch des Schiffs ganz andere Spiele, die selbst den Einsatz von Stromschlägen nicht scheuen.
Mit einem Feuerwerk an Pointen und voller Sarkasmus entlarvt Sibylle Berg das Leben der Angestellten als kontinuierlichen Deformationsprozess. Längst ist Arbeit nicht mehr nur das halbe Leben, sondern Lebensinhalt. Mit verzweifeltem Zweckoptimismus werden die Identifikationsangebote der Firma angenommen, denn ausserhalb des Büros drohen Sinnesleere, Depression und sexuelle Unlust. Entspannt und mitleidslos hingegen analysieren die Ratten bei einer Zigarette ihr tödliches
Werk.
Sibylle Berg, in Weimar geboren und aufgewachsen, war Puppenspielerin, bevor sie 1984 in den Westen ausreiste. Sie studierte kurzzeitig an der Artistenschule Scuola Dimitri im Tessin und arbeitete anschließend in einer Vielzahl von Jobs. 1997 erschien ihr erster Roman Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot (Reclam Leipzig). Es folgten Sex II (Reclam Leipzig, 1998), Amerika (Hoffmann und Campe, 1999), Gold (Hoffmann und Campe, 2000), Das Unerfreuliche zuerst - Herrengeschichten (Kiepenheuer und Witsch, 2001), Ende gut (Kiepenheuer und Witsch, 2004), Habe ich dir eigentlich schon erzählt (Kiepenheuer & Witsch, 2006) und Die Fahrt (Kiepenheuer & Witsch, 2007). Zuletzt erschien im August 2009 im Hanser Verlag ihr Roman Der Mann schläft, nominiert für den Deutschen Buchpreis 2009. Sibylle Berg war mit der Dramatisierung von Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot (2000), sowie mit Helges Leben (2001), Hund, Frau, Mann (2002) und Die goldenen letzten Jahre (2009) für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert. 2009 war Helges Leben Basis der gleichnamigen Oper von Mark Moebius und Karola Obermüller, die am 31.05.2009 am Theater Bielefeld uraufgeführt wurde (Regie: Florian Lutz & Juliane Scherf). Sibylle Berg lebt in Zürich.
Inszenierung Antje Thoms
Bühne Steffi Wurster
Kostüme Katharina Meintke
Video Florian Barth
Musik Michael Frei
Ratte Stefano Wenk
Chef Philip Hagmann
Sportler Marcus Signer
Busunfall Ingo Ospelt
Fernseher Ernst C. Sigrist
Raucherin Milva Stark
Gewerkschafterin Henriette Cejpek
Square Dancerin Sabine Martin
Miss Firma Patricia Berchtold
Geniesser Dominique Müller
Mutter vons Ganze Margot Vandrich
Eine kleine Kapelle Michael Frei
Einer, dem immer übel wird Andreas Eggel
Praktikant Benjamin Kühni
Statisterie des Stadttheaters Bern
Weitere Vorstellungen: 21. September // 14./22./25. Oktober // 01./25. November //
03./08. Dezember 2011 // 05. Januar 2012