In Portugal des 14. Jahrhunderts scheitert die grosse Liebe Pedros im Dienste dynastischer Konventionen am mörderischen Veto seines Vaters. Grausame Rache übt Pedro nicht nur an den Mördern seiner Geliebten. Postum lässt er Inês zur Königin krönen und zwingt das ganze Volk, dem toten Leichnam zu huldigen. Doch hier endet die Handlung noch nicht. Über lange Jahre hin steigert sich die Trauer des Prinzen, der seine Geliebte verloren hat, in gefährlichen Wahnsinn. Verzweiflung wird zu grenzenloser Wut und verlangt unstillbar nach Rache. An die Macht gekommen, wird er selbst zum grausamen Tyrannen, der seine destruktiven Gefühle dem ganzen Land aufbürdet.
Aus der historischen Tragödie öffnet das Werk den Blick in die Gegenwart eines vor Wut rasenden Machthabers. Ein ganzes Land ist den zerstörerischen Handlungen seines Diktators ausgeliefert.
Der Schweizer Komponist Andrea Lorenzo Scartazzini (*1971 in Basel) versteht seine Oper als Schicksalsbild des modernen Menschen. Da ihm die spirituelle Mitte für immer entzogen ist, versucht der Protagonist verzweifelt und mit masslosen Mitteln, sich gegen das identitätsauslöschende Nichts zu behaupten. Scartazzinis bühnenwirksame, assoziationsreiche Musiksprache bedient sich neben einem grossdimensionierten Orchesterapparat der ganzen Vielfalt vokalen Ausdrucks, von Belcanto über das gesprochene Wort bis zur lautmalerischen nonverbalen Klangerzeugung.
Die Oper, vielbeachtet 2006 in Erfurt uraufgeführt, erfährt in Bern ihre Schweizer Erstaufführung.
Libretto von Christian Martin Fuchs
Frei nach der Geschichte von Pedro I. von Portugal und
seiner Geliebten Inês de Castro
im Rahmen der 3. Biennale Bern 2010
Musikalische Leitung Dorian Keilhack
Komponist Andrea Lorenzo Scartazzini
Inszenierung Dieter Kaegi
Bühne, Kostüme Francis O’Connor
Alfons, König von Portugal Günter Missenhardt
Pedro, Prinz, dann König von Portugal Robin Adams
Der Geräderte Peter Kennel
Loucido, Beichtvater des Königs Gerardo Garciacano
Der Befrager Christian Baumgärtel
Coelho Andries Cloete
Goncalvez Carlos Esquivel
Judith, seine Tochter Constance Heller
Inês Heidi Maria Glössner
Chor des Stadttheaters Bern
Berner Symphonieorchester
weitere Vorstellungen: 18.09.2010, 19.30 Uhr, 25.09.2010, 19.30 Uhr, 17.10.2010, 18.00 Uhr, 31.10.2010, 18.00 Uhr, 19.11.2010, 19.30 Uhr, Stadttheater
Einführungen vor den Vorstellungen (ausser Premiere) / Foyer Stadttheater / 18.45 Uhr / Eintritt frei / Mit: Dr. Esther Ferrier