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"Die Krönung der Poppea" von Claudio Monteverdi, Niedersächsische Staatstheater Hannover

Premiere | Fr 07.06.19 | 19:30 | anschließend Premierenfeier im Foyer | Opernhaus

»Verehrt mich, betet mich an und nennt mich euren Herrscher« – so weist im Prolog von Claudio Monteverdis letzter Oper der kindliche Gott Amor selbstbewusst die beiden Göttinnen des Schicksals und der Tugend zurecht, die kurz vorher in einen Streit darüber geraten waren, welche von ihnen die Mächtigere sei, und die dabei den Verfall ihrer Macht eingestehen mussten. Um seinen Anspruch auf den Chefsessel im Olymp zu unterstreichen, führt Amor sogleich ein menschliches Experiment durch, das beweisen soll, dass die Welt nach der Pfeife seiner Launen tanzt.

 

In einer Welt, in der moralische Grundsätze ihre Bedeutung verloren haben, findet Amor einen Gleichgesinnten – wie er selbst ein herrschsüchtiges Kind, das verehrt und angebetet werden möchte, das sich gegen ältere Autoritäten auflehnt und seine Launen frei und skrupellos auszuleben sucht: der römische Kaiser Nero. Obwohl mit Ottavia verheiratet, hat er sich unsterblich in die wunderschöne Poppea verliebt, die nun ihrerseits ihre alte Liebe Ottone zurückweist, weil sie nicht nur scharf auf Nero, sondern auch auf die kaiserliche Macht ist. Und weil sich auch die eifersüchtige Ottavia nicht gerade zimperlich im Umgang mit Menschenleben erweist und sich mit Ottone gegen Poppea verschwört, findet man schnell einen Grund, sie und alle Widersacher loszuwerden.

Nur Neros Lehrer Seneca, der Philosoph und Vertreter einer stoischen, leidenschaftslosen und rationalen Weltsicht, versucht als einzige moralische Instanz in das Geschehen einzugreifen und seinen Zögling auf die rechte Bahn zurückzuführen. Doch seine hehren Grundsätze von einem vernunftbestimmten und gerechten Herrschertum verhallen als leere Worthülsen in einem Raum entfesselter Leidenschaften.

Als eine der bedeutendsten Opernschöpfungen des 17. Jahrhunderts ist »Die Krönung der Poppea« die Apotheose einer skrupellosen Liebe jenseits von Gut und Böse, einer Liebe, für die moralische Prinzipien keine Gültigkeit mehr haben. In ihrer Ambivalenz, in der der Konflikt zwischen Moral, Vernunft und einer Leidenschaft, die auf ihrem Recht beharrt, letztlich ungelöst bleibt, erweist sich die bis heute nicht verblasste Modernität dieser Oper, die erstmals in der Musikgeschichte nicht mythologische Gestalten auf die Bühne bringt, sondern leibhaftige Menschen. Die Abkehr von allegorischen Bedeutungen und moralischen Belehrungen und die Hinwendung zum Einzelschicksal und zum individuellen Handeln in seiner Triebhaftigkeit findet seine Entsprechung in der ausdifferenzierten musikalischen Gestaltung, die das Innenleben der Personen in seinen feinsten Schwankungen nachvollzieht. Dadurch wird das Spannungsverhältnis zwischen Machtstrukturen und der Utopie einer grenzenlosen Freiheit betont, die letztlich doch ungreifbar bleibt, weil der Weg dorthin über Leichen führt.

Oper in einem Prolog und drei Akten (1642)
Text von Giovanni Francesco Busenello
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung    
   Howard Arman
Inszenierung    
   Ingo Kerkhof
Raum    
   Dirk Becker
Kostüme    
   Stephan von Wedel
Choreographie    
   Mathias Brühlmann
Licht    
   Susanne Reinhardt
Dramaturgie    
   Klaus Angermann

Besetzung

Poppea
   Stella Motina
Nerone
   Monika Walerowicz
Ottone
   Julie-Marie Sundal
Ottavia
   Josy Santos
Seneca
   Daniel Eggert
Drusilla/Stimme der Athene
   Ania Vegry
Amore (Valletto)
   Ylva Stenberg
Arnalta/Nutrice
   Sung-Keun Park
Lucano
   Uwe Gottswinter
Liberto
   Jonas Böhm
Soldat
   Edward Mout
Orchester
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

Termine
07.06.19    Fr     19:30    
13.06.19    Do     19:30    
15.06.19    Sa     19:30    
19.06.19    Mi     19:30    
26.06.19    Mi     19:30    
30.06.19    So     18:30    
02.07.19    Di     19:30

Das Bild zeigt Claudio Monteverdi

 

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