Um das Ende der Geschichte zu erfahren, vertagt der Sultan die Hinrichtung seiner Frau, die auf diese Weise „Tausendundeine Nacht“ lang überlebt.
Inspiriert von der berühmten orientalischen Sammlung, schrieb Rimski-Korsakow im Jahr 1888 die sinfonische Dichtung Sheherazade op. 35. Sie besteht aus vier Sätzen. Auf Anraten einiger Freunde gab Rimski-Korsakow diesen Sätzen programmatische Titel – nach Erzählungen aus der Sammlung „Tausendundeine Nacht“. Allerdings distanzierte sich der Komponist später davon, dass er „musikalische Märchen“ erzähle, und ersetzte die Titel durch Tempobezeichnungen: So hatte er es ursprünglich auch vorgesehen gehabt. Die Rahmenhandlung der populär gewordenen 1001 Märchen, die Geschichte vom Sultan und der Wesirstochter Sheherazade, taucht bei Rimski-Korsakow immer wieder in der Gestalt zweier Motive auf, die diese beiden Personen charakterisieren: Eine düster klingende Phrase, die von Streichern und Blech gespielt wird für den Sultan, und für Sheherazade eine Geigenmelodie, der sich eine Harfe beigesellt.
Der Bedeutung und der Entwicklung der beiden Hauptthemen entsprechend, geht Lode Devos in seinem Tanzabend „Sheherazade“ nur auf die Rahmenhandlung ein und hinterfragt die Figuren und das Verhältnis des Sultans und Sheherazades zueinander. Zu den beiden kommt eine weitere Hauptfigur: Korsakow, der Komponist, der seine beiden Geschöpfe immer wieder antreibt und lenkt.
Als Nebenfiguren tauchen einige Frauen auf, aus denen Rückschlüsse sowohl auf den Charakter des Sultans als auch auf den Sheherazades möglich sind. Zwischen den Sätzen Rimski-Korsakows ist Musik aus dem Orient bis hin nach Indien und Indonesien platziert und choreografiert: Ritualartige Szenen abseits von der europäischen Sicht auf „exotische Länder“.
Musikalischer Ablauf
Raga „Om“/ Munir Bashir: traditionelle irakische Musik
Nikolai Rimski-Korsakow: Sheherazade, 1. Satz: Largo e maestoso
Ravi Shankar: Raga Hameer
Nikolai Rimski-Korsakow: Sheherazade, 2. Satz: Lento
Rezitation: Auszug aus dem Koran - Anfang der 2. Sure „Al-baqara“
(Pause)
Eduardo Paniagua: Poder y Belleza del Agua
Nikolai Rimski-Korsakow: Sheherazade, 3. Satz: Andantino quasi allegretto
Le Ketchak: Le Piège
Nikolai Rimski-Korsakow: Sheherazade, 4. Satz: Allegro molto
Musikalische Leitung: Reinhard Petersen
Choreografie: Lode Devos
Kostüme: Christiane Devos
Bühne: „Katxua” José A. Pelejero Pastor
Projektion: Stefan Weinert
Licht: Lode Devos / „Katxua” José A. Pelejero Pastor
In den Hauptrollen: Anna Harms (Sheherazade), Timo Korjus (Korsakow), Enrico Palvarini (Sultan)
Ballett Chemnitz, Robert-Schumann-Philharmonie