Selbst Philintes freundschaftliches Plädoyer für Kompromissbereitschaft ignoriert er. Tragischerweise ist Alceste ausgerechnet in die kokette Célimène unsterblich verliebt, die die Spielregeln der „feinen Gesellschaft“ sehr gut beherrscht. Mit Alceste schuf Molière eine Figur mit menschlichen Schwächen, deren radikaler Nonkonformismus auch Ausdruck sozialer Inkompetenz ist. 1666 als bürgerlich-tugendhafte Absage gegen den Feudalzirkus entstanden, steht im Kern des Stückes die Frage danach, wie weit man sich anpassen muss.
Auch die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts lässt sich dieser Überprüfung unterziehen. Man muss kein verschrobener Idealist sein, um unter die Räder des gesellschaftlichen Regelwerks zu geraten. So lässt sich auch der offene Schluss des Stückes auf zwei Arten, als Zeichen von Standhaftigkeit, oder als Kapitulation lesen: Weil Célimène das höfische Leben nicht missen möchte, plant Alceste, sich ohne seine Liebe in die Einsamkeit zurückzuziehen.
Inszenierung Michael Helle | Bühne und Kostüme Achim Römer
Mit Gabriele Drechsel, Christina Kühnreich, Diana Wolf | Tino Lindenberg, Ma-thias Lodd, Hubert Schlemmer, Stefan Schuster, Tom Wild, Gerd K. Wölfle
Weitere Vorstellungen 19. März | 19.30 Uhr
12. April| 16 Uhr | 14. und 21. April | jeweils 19.30 Uhr