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STAATSTHEATER KASSEL: "Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist - STAATSTHEATER KASSEL: "Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist - STAATSTHEATER KASSEL:...

STAATSTHEATER KASSEL: "Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist -

Premiere: Freitag, 18. September 2020, 19.30 Uhr, Schauspielhaus

Adam, Richter in Huisum, einem fiktiven Dorf bei Utrecht, ist nicht in bester Verfassung: Wunden auf dem Kopf und im Gesicht, der Fuß verletzt, die Perücke abhanden. Adam will beim Aufstehen aus dem Bett gefallen sein. Zwar klingt die Geschichte merkwürdig, doch für detaillierte Nachforschungen bleibt keine Zeit. Es ist Gerichtstag und darüber hinaus hat sich Gerichtsrat Walter angekündigt, der eine (nicht mehr ganz) geheime Inspektion durchführen will.

Vor Gericht stehen sich die Familien Rull und Tümpel gegenüber, Corpus Delicti ist ein Krug, der am gestrigen Abend bei Marthe Rulls Tochter Eve zu Bruch gegangen ist. Nun fordert die Mutter Schadensersatz vom Bräutigam Ruprecht, er sei’s gewesen, als er sich unerlaubt in Eves Kammer schlich. Dieser aber leugnet standhaft und möchte die Verlobung mit Eve lösen, da er einen anderen Mann in Eves Kammer ertappt habe, der den Krug zerbrach. Adam indes setzt alles daran, mehr Dunkel als Licht in den Fall zu bringen, verstrickt sich dabei aber selbst immer mehr im Netz der Wörter. Die Einzige, die etwas zur Aufklärung beitragen könnte, schweigt sich über das nächtliche Ereignis aus. Was geschah in den „abgemessnen zwei Minuten“, in denen Adam Eves Hände hielt und schwieg?

Der zerbrochne Krug ist die „witzigste, geistreichste, überraschendste Komödie in deutscher Sprache“ (Peter Michalzik). Kleist analysiert aber auch Machtstrukturen, deren Missbrauch und Erhalt – wenn Eve endlich zu sprechen beginnt.

Mit der Inszenierung von Kleists so bitter-lustigem Drama verabschiedet sich Markus Dietz vom Staatstheater Kassel, das er aufgrund des 2020-21 bevorstehenden Intendantenwechsels verlassen wird. Dietz hat in den vergangenen Jahren den Spielplan in Kassel als Oberspielleiter und Regisseur maßgeblich mitgeprägt. Bereits seit der Spielzeit 2010-11 machte er hier regelmäßig mit außergewöhnlichen Inszenierungen auf sich aufmerksam, u.a. mit „Woyzeck“ und „Macbeth“. 2014-15 wurde er Oberspielleiter des Schauspiels. In den folgenden Jahren führte er neben Inszenierungen im Schauspiel auch regelmäßig im Musiktheater Regie. Zu seinen zahlreichen Kasseler Inszenierungen zählen u.a. „Floh im Ohr“ von Georges Feydau, „Nachtasyl“ von Gorki, „Turandot“ von Puccini, „Die tote Stadt“ von Korngold, „Ein Volksfeind“ von Ibsen, „Elektra“ von Strauss, „Die Netzwelt“ von Jennifer Haley „Jenufa“ von Janáček, „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ von O’Neill und die Komödie „Schöne Bescherungen“. Für Furore sorgte er seit der Spielzeit 2018-19 insbesondere mit seiner Inszenierung von Wagners „Der Ring des Nibelungen“.

Inszenierung: Markus Dietz,
Bühne und Kostüme: Mayke Hegger,
Licht: Christian Franzen,
Dramaturgie: Petra Schiller

Mit Bernd Hölscher (Adam, Dorfrichter), Hagen Bähr (Walter, Gerichtsrath), Lukas Umlauft (Licht, Schreiber), Rahel Weiss (Frau Marthe Rull), Christina Thiessen (Eve, ihre Tochter), Uwe Steinbruch (Veit Tümpel, ein Bauer), Sandro Šutalo (Ruprecht, sein Sohn), Nelly Recknagel und Lolita Peil, als Gäste (Zwei Mägde)

Kostprobe: Mittwoch, 16. September, 19:30 Uhr, Schauspielhaus

Weitere Vorstellung: 26. September, 19:30 Uhr, Schauspielhaus

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