Eteokles und Polyneikes töten sich darauf gegenseitig im Kampf um die Stadt. Doch der neue Machthaber Kreon versagte dem als Vaterlandsverräter verurteilten Polyneikes die Bestattung. Antigone nun gehorcht den Göttern und damit ihrem Gewissen mehr als den Menschen und dem Gesetz. Sie vollzieht die Rituale der Götter und bestattet den Bruder symbolisch. Dabei wird sie von einem Wächter entdeckt. Vor Kreon bleibt sie tapfer und behauptet, das Richtige getan zu haben, bereit für ihre Tat gerade zu stehen.
Kreon verurteilt sie zum Tode durch lebendiges Begraben, obwohl sie die zukünftige Braut seines Sohnes ist. Im Gegenzug mahnt der Seher Teiresias Kreon zur Einsicht. Die jedoch kommt zu spät: Kreon wird durch den Selbstmord seiner Frau Eurydike und seines Sohnes hart bestraft.
Als Sophokles 406 v. Chr. neunzigjährig starb, hinterließ der als Heiliger verehrte Autor ein umfangreiches Werk von Satyrspielen, Dramen und Elegien. Eine der bekanntesten der sieben erhaltenen attischen Tragödien ist zweifellos "Antigone".
Die Antigone-Version von Jean Anouilh (1910-87) entstand während der Besetzung Frankreichs durch Hitlers Truppen und gilt als Symbol des Widerstands und Einstehens für individuelle Rechte gegen kollektiven Zwang. Im konkreten Kontext der Weltgeschichte verhalf Anouilh dem mythischen Stoff zu ungeheurer politischer Brisanz. Die mythische Fabel übernahm er im Grunde, jedoch ersetzte den antiken Chor durch einen Sprecher, der die entscheidendsten Momente im Ablauf des Stücks episch vorwegnimmt. Durch diesen Kommentar setzte Anouilh die Tragik beim Zuschauer voraus und ließ sie sich nicht erst durch das Geschehen entwickeln. Fortan konzentrierte sich die Version deutlich auf den individuellen Disput um Trauer, Vergebung, Reue und Engstirnigkeit.
Anouilhs "Antigone" wurde 1944 im Théâtre de l‘Atelier uraufgeführt und zeigte einen gewissenhaften und humanen Kreon, der dem Zwiespalt zwischen staatlicher Pflicht und persönlichem Anliegen zugunsten seiner Aufgabe als Herrscher zu überwinden versucht, während Antigone sich dem Kompromiss eines solchen Lebens nicht unterwerfen will - fast ohne noch die Gründe zu wissen - in ihrer Haltung verharrt.“ Damit kritisierte Anouilh weniger die politischen Zwänge der Staatsführer als vielmehr die Notwendigkeit des Dialogs anstelle von Intoleranz und Gewalt - ein zeitloses und stets dringendes Anliegen.
Inszenierung: Markus Wünsch
Bühne und Kostüme: Franziska Just
Es spielen: Anna Schumacher (Antigone), David Lukowczyk (Kreon),
Florian Rummel (Hämon), Anja Werner (Ismene), Lucie Teisingerova (Eurydike), Hagen Ritschel (Wächter), This Maag (Sprecher)
Weitere Vorstellungen: 15. Dezember 2007 sowie 22., 23. und 29. Januar 2008 jeweils 19.30 Uhr im E-Werk