Noch ein paar Jahre länger kennt sie den Komponisten Jens-Uwe Günther, der sie an diesem Abend am Klavier begleiten wird. „Wir wollten unbedingt das Leben einer bekannten Diva auf die Bühne bringen“, erinnert sich Susanne Bard an die Entstehung von „The Kraut“, „und Marlenes Biographie gab einfach am meisten her.“ Der Nachlass der 1992 verstorbenen Diva sei sehr beeindruckend, sagt die Schauspielerin, „Marlene hat ihr ganzes Leben lang an ihrer eigenen Legende gestrickt.“ 2004 wurde „The Kraut“ in Magdeburg uraufgeführt, weitere Stationen waren u.a. Berlin, Bern und Wien. Der Titel des Marlene-Abends leitet sich vom Spitznamen der Diva ab, den ihr ihr langjähriger Freund Ernest Hemingway aufgrund ihrer deutschen Abstammung gab.
Im Mittelpunkt des Stückes, das Episoden aus allen Lebensphasen des ersten deutschen Weltstars erzählt, steht Marlenes politische Gesinnung während des Zweiten Weltkrieges. Die gebürtige Berlinerin verabscheute die Nazis und kehrte ihrer Heimat den Rücken zu, um die amerikanischen „Boys“ an der Front mit ihren Auftritten zu unterhalten. „Das Stück stellt die Frage danach, was Kunst kann“, erklärt Susanne Bard, „und ob ein einzelner Künstler am Rad der Zeit drehen kann, um politisch etwas zu verändern.“ So soll die Dietrich, die über ein gesundes Selbstbewusstsein verfügte, einmal behauptet haben: „Ich war die Einzige, die diesen Krieg hätte verhindern können.“
Ein weiterer wichtiger Aspekt von „The Kraut“ ist die Demontage des Divenkultes: So beginnt das Stück mit einer 80 Jahre alten Marlene, die im Morgenmantel auf dem Bett liegt, ihre Beerdigung plant und auf ihr bewegtes Leben zurückblickt. Eine wichtige Episode erzählt von einem Zusammentreffen Marlenes mit Hemingway am Abend der Befreiung von
Paris im Jahre 1944. Erst am Ende der Vorstellung „ersteht“ die Diva in ihrem berühmten Paillettenkleid auf der Bühne auf. „Klaus Noack, der Regisseur des Stückes, fand es einfach spannender die Figur Stück für Stück aufzubauen und sie nicht gleich in voller Perfekti-on zu zeigen“, sagt die Marlene-Darstellerin.
„The Kraut“ ist nicht nur durchsetzt von den großen Hits der Dietrich, sondern auch von Liedern, die etwas über die Zeit und die Freunde und Feinde der Diva erzählen. „Ich werde auch Lieder singen, die Marlene wahrscheinlich nie auf der Bühne gesungen hat, die aber etwas über ihr Leben aussagen“, verrät Susanne Bard. So wird zum Beispiel die lesbische Beziehung zwischen Marlene Dietrich und Edith Piaf durch das Chanson „Non, je ne regrette rien“ angedeutet.
„Ich habe Marlene durch das Stück kennen und lieben gelernt“, schwärmt Susanne Bard, die seit der Spielzeit 2007/08 festes Ensemblemitglied am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ist. Vor allem der unerschütterliche Humor der Dietrich habe sie fasziniert: „Sie konnte mit ihrem „preußischen Mutterwitz“ jede noch so schlimme Situation durchstehen, selbst einen schmerzhaften Sturz von der Bühne quittierte sie mit einem Lachen.“
Das Besondere an „The Kraut“ sei, dass der Abend ein Stück neueste Geschichte auf unterhaltsame Weise vermittelt, sagt Susanne Bard.
Am 9. April 2008 wird es um 19.30 Uhr eine weitere Vorstellung von „The Kraut“ im Kleinen Haus geben. Auch im Mai wird Susanne Bard wieder in die Rolle der Marlene schlüpfen, allerdings steht der genaue Termin noch nicht fest.
Eintritt: 8,50 bis 20 Euro.