Prompt sieht sich Orestes von den Rachegeistern, den Erinnyen, verfolgt. Doch Apollon, der Orestes zu der Tat aufgefordert hat, schützt ihn und erreicht eine Gerichtsverhandlung, die von Pallas Athene geleitet werden soll. Ein Gerichtsurteil wird also über Orestes’ Tat entscheiden.
Es kommt zum Schlagabtausch zwischen Klage und Verteidigung. Mit einem Gremium von Richtern gibt auch Athene am Ende gleichberechtigt ihre Stimme ab. Stimmengleichstand gilt als Freispruch – im Zweifelsfall für den Angeklagten? Das Urteil zu bilden, ist schwierig. Es besteht Uneinigkeit, welches Recht bestehen soll. Die Erinnyen bestehen auf das Recht der Rache.
Die Gerichtsverhandlung führt nicht zu der Einsicht in den Verzicht auf Rache! Das leistet erst das außergerichtliche Gespräch von Athene mit den Erinnyen nach der Verhandlung. Wenn auch das Geschehen anscheinend von Göttern begleitet wird, zeigt Aischylos die Menschen als Handelnde, die sich ihrer Verantwortung stellen müssen. So wird deutlich, wie ein (Gerichts-)System erst durch innere Überzeugungen wirksam wird. Der Prozess des Einlenkens der Erinnyen deutet an, dass der Wille zur Versöhnung ein gewaltiger und großer Schritt ist.
„Die Orestie“ setzt sich aus den Teilen „Agamemnon“, „Choephoren (Das Opfer am Grab)“ und „Eumeniden (Die Versöhnung)“ zusammen. Das dazugehörige Satyrstück „Proteus“ ist nicht erhalten. Es handelt sich um eine Familiensage, die gleichzeitig politische Tragweite hat und überzeitliche und überpersönliche Dimensionen enthält. Gerade deswegen ist dieses Meisterwerk der griechischen Tragödie, seit dessen Uraufführungsjahr 458 v. Chr. – vor nicht weniger als 2469 Jahren – ein Urtext des europäischen Theaters, der von zentraler Bedeutung für unserer Geistesgeschichte ist.
Bearbeitung von Ralph Blase
Regie: Manfred Kopf
Raumkonzept: Manfred Kaderk
Kostüme: Anke Drewes
Choreographie: Jennifer Ocampo-Monsalve
Musik: Gereon Voss
Dramaturgie: Ralph Blase
Mitwirkende:
Regine Andratschke (Klytaimestra, Chor), Christiane Hagedorn (Kassandra, Chor), Judith Patzelt (Elektra, Chor), Caroline Wirth (Athene, Chor), Johannes-Paul Kindler (Aigisthos, Chor), Daniel Ratthei (Orestes, Chor), Johann Schibli (Agamemnon, Apollon, Chor)
Weitere Vorstellungen im September/ Oktober:
Freitag, 30. September, 19.30 h
Montag, 03. Oktober, 18.00 h
Mittwoch, 05. Oktober, 19.30 h
Samstag, 08. Oktober, 19.30 h
Freitag, 14. Oktober, 19.30 h
Mittwoch, 19. Oktober, 19.30 h
Dienstag, 25. Oktober, 19.30 h