Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Sterberaum" von Gregor Schneider / Live-Stream am Staatstheater Darmstadt"Sterberaum" von Gregor Schneider / Live-Stream am Staatstheater Darmstadt"Sterberaum" von Gregor...

"Sterberaum" von Gregor Schneider / Live-Stream am Staatstheater Darmstadt

Vom 28. Januar, 21:00 Uhr bis 31. Januar, 22:30 Uhr / www.staatstheater-darmstadt.de

Das Theater ist ein Ort, der seit Jahrtausenden nicht nur Gemeinschaft ermöglicht, sondern auch aus Totenbeschwörung entstanden ist, aus der Suche nach Kommunikation mit den Verstorbenen und dem Rätsel des Todes. Viel zu viele Menschen sterben jeden Tag an Corona. Die Pandemie macht uns die Verletzlichkeit des Menschen besonders bewusst. Wie gedenken wir der Corona-Toten? Wie denken wir an unsere Sterblichkeit?

Kunstwerk von Gregor Schneider im Live-Stream am Staatstheater Darmstadt. Der Künstler Gregor Schneider hat mit seinem Werk immer wieder an empfindliche Schmerzpunkten der Gesellschaft gerührt: von der künstlerischen Produktion, die ihre eigenen Resultate verschlingt und damit die Unterwerfung der Kunst reflektiert bis hin zur Visualisierung der Beziehung zwischen Guantánamo und den White Cubes von Museen und GalerienSeine Werke sind oft beunruhigende Erlebnisräume, intensive Einladungen, sich in der Betrachtung den eigenen Ängsten, Phantasien, Fragen zu stellen. Vor allem der Tod und das Sterben haben den Künstler immer wieder in seinen Raumkonzepten beschäftigt. „Wie können wir mit dem Ende und dem Wissen darüber umgehen? Und was machen wir daraus?“, so Schneider.

Das Theater ist ein Ort, der seit Jahrtausenden nicht nur Gemeinschaft ermöglicht, sondern auch aus Totenbeschwörung entstanden ist, aus der Suche nach Kommunikation mit den Verstorbenen und dem Rätsel des Todes. „Eine Funktion von Drama ist Totenbeschwörung – der Dialog mit den Toten darf nicht abreißen, bis sie herausgeben, was an Zukunft mit ihnen begraben worden ist.“, sagte der große Dichter Heiner Müller. Viel zu viele Menschen sterben jeden Tag an Corona. Die Pandemie macht uns die Verletzlichkeit des Menschen besonders bewusst. Wie gedenken wir der Corona-Toten? Wie denken wir an unsere Sterblichkeit? Welche Vorstellung vom Tod haben wir? Ist der Tod im radikalen Unterbruch des Alltags präsent oder verdrängt? „Wir haben uns gefragt,“, so Intendant Karsten Wiegand, „ob es einen Raum geben kann, der hilft, diesen zugleich sehr persönlichen und gesellschaftlichen Fragen, konzentriert nachzuspüren.“

Auf der Bühne im Großen Haus des Staatstheaters Darmstadt steht nun Gregor Schneiders „Sterberaum“ und wird für drei Tage und Nächte live übertragen. Die Stille des leeren Zuschauersaals, die vereinsamte Bühne und Gregor Schneiders sachliches und unpathetisches Kunstwerk ermöglichen das bewusste Heraustreten aus der Zeit in einen erlebnisleeren Raum für eigene Gedanken oder Gedenken an die Verstorbenen. Der magische, stille Raum mit warmem Licht und großen Fenstern – inspiriert durch einen Raum im Museum Lange/Esters von Mies van der Rohe – ist Gregor Schneiders persönlicher Sterberaum. Hier würde er sterben und hier bekommt seine langjährige Beschäftigung mit dem Tod, mit Auflösung und Übergang, Gestalt: „Der Tod bleibt für uns eine unverfügbare Erfahrung.“, so Schneider. „Und doch zeigt uns das Sterben, was es heißt, ein Mensch zu sein. Denn dieses Schicksal teilen wir mit allen Menschen.“

Vom 28. Januar, 21:00 Uhr bis 31. Januar, 22:30 Uhr überträgt ein kostenfreier Live-Stream den „Sterberaum“ nach draußen und unterbricht auf der Webseite des Staatstheaters Darmstadt (www.staatstheater-darmstadt.de) die Präsentation der sonstigen künstlerischen Arbeiten. Drei Perspektiven geben in ihrer Leere, Stille und Ereignislosigkeit Raum für Gedanken zu Tod und Sterben und für Gedenken.

Gregor Schneider wurde 2014 mit dem Wilhelm-Loth-Preis der Stadt Darmstadt ausgezeichnet.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

IMPOSANTE TREPPENAUFGÄNGE UND SPÄRLICHES FEUER -- Richard Wagners "Walküre" bei den Bayreuther Festspielen

Der Regisseur Valentin Schwarz überträgt die Handlung der "Walküre" zwar in die heutige Zeit, es gelingt ihm jedoch, dank einer klugen Personenführung neues Licht ins Geschehen zu bringen. Der Raum…

Von: ALEXANDER WALTHER

STIMMUNGSVOLL UND BEWEGEND -- "sparda klassik open air" auf der Freilichtbühne Killesberg STUTTGART

Die Singenden Grundschulen "SingGrund" Filderstadt sowie die Band "POPcorn" unter der kompetenten Leitung von Monika Grauschopf eröffneten dieses Open-Air-Konzert mit "Jetzt geht's los" von Uli Führe.…

Von: ALEXANDER WALTHER

KÖNIGSTHEMA VOLLER ERHABENHEIT -- Neue CD mit Bachs "Kunst der Fuge" mit dem Ensemble il Gusto Barocco bei Berlin Classics

Die kunstvoll-abwechslungsreichen Fugen von Johann Sebastian Bach werden vom Stuttgarter Ensemble il Gusto Barocco sehr ausgewogen und transparent musiziert. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg…

Von: ALEXANDER WALTHER

WALZER IN ALLEN SCHATTIERUNGEN -- Monrepos Open Air bei den Schlossfestspielen LUDWIGSBURG

Unter dem Motto "Turned up" eröffnete das Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der inspirierenden Leitung von Benedikt Vennefrohne diesen besonderen Abend mit der Konzertsuite aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

STÜRMISCHE GLUT -- SWR Symphonieorchester unter Markus Poschner in der Liederhalle STUTTGART

Goethes "Egmont" inspirierte Ludwig van Beethoven im Jahre 1810 zu einer Schauspielmusik, die in keiner ihrer verschiedenartigen Nummern erkennen lässt, dass es sich dabei um ein Auftragswerk…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche