Im ersten Bild sieht man sie als 17-jährige Schülerin beichten. In einem sprudelndem Erzählfluss zieht sie eine erste Lebensbilanz und verteidigt ihre wilde Entschlossenheit, aus der Kirche auszutreten. "Ich wollte nicht länger in der Gemeinschaft derer bleiben, von denen ich weiß, dass ihr Glaube nur eine Kopfhaltung ist." Zehn Jahre später sehen wir Susn, inzwischen hoffnungsfroh vom Land in die Stadt gezogen, in ihrem Studentenzimmer. Allein. In einer Gewitternacht. Mit den Mitteln der fortgesetzten Selbstbehauptung durch Sprache entsteht eine erotische Phantasmagorie, die endet mit dem Schrei aus der Musik "Be Careful With That Axe Eugene."
Weitere zehn Jahre später lebt Susn mit einem Schriftsteller, dem sein Schreiben längst zum alle anderen ignorierenden Selbstgespräch gew orden is t. Im letzten Bild sitzt Susn schnapsbewehrt in einer Kirche. "Ja, oft mecht i koan Menschn mehr sehng und von koan Herrgott was wißn, aber wer solltn mir zuhörn, wenn net der Herrgott?". Achternbusch hat seine Susn mit einem Lebenshunger ausgestattet, für den es in der Welt, so wie sie sie vorfindet, nicht die entsprechende Nahrung gibt. Zugleich besitzt sie eine ungeheure Verweigerungsenergie.
Das muss natürlich himmeltraurig enden. Denn: "Wahrscheinlich ist die Revolution eben doch ein jetzt täglich zu leistender Prozess und nicht ein einziger blutiger Tag auf den man hinarbeiten muss." Es ist also Zeit für einen neuen Achternbusch, auch oder gerade, wenn er wie Susn 29 Jahre alt ist.
Regie Thomas Ostermeier
Bühne und Kostüme Nina Wetzel
Dramaturgie Julia Lochte
Musik Nils Ostendorf
Video Sebastien Dupouey
Licht Björn Gerum
Regieassistenz Jessica Glause
Bühnenbildassistenz Doreen Back
Kostümassistenz Dorothee Neuling
Videoassistenz Pirmin Schneider
Inspizienz Barbara Stettner
Souffleuse/Souffleur Joachim Wörmsdorf
Mit: Brigitte Hobmeier, Bernd Moss