Für den Brückenschlag zwischen den Wegbereitern des modernen Tanzes und unserer eigenen Gegenwart sorgen fünf Uraufführungen, ein Tanz-Talk und Tanzkino mit einem historischen Filmprogramm. Als echtes Fest des Tanzes will das dreitägige Festival den öffentlichen Raum in Stuttgart erobern und beruft sich dabei auf die Überzeugung Rudolf von Labans: „Jeder Mensch ist ein Tänzer“. Eine wichtige Rolle spielt deshalb der partizipative Ansatz, den schon die Tanzpioniere des frühen 20. Jahrhunderts verfolgten. Entsprechend vielfältig und einfallsreich sind die Aktionen, mit denen TANZLOKAL die Bürger zum Mitmachen animieren möchte – darunter ein Bal Moderne auf dem Schlossplatz, ein „performative walk“, Ausdruckstanz-Karaoke oder ein inklusiver zeitgenössischer Bewegungschor im Stadtpark. Veranstalter ist das Produktionszentrum Tanz + Performance Stuttgart in Kooperation mit der TanzSzene Baden-Württemberg, dem Württembergischen Kunstverein und dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg.
TANZFONDS ERBE will das Tanzerbe Deutschlands erschließen – TANZLOKAL erinnert an die Tanzpioniere im ehemaligen Baden und Württemberg
Mit dem TANZFONDS ERBE richtete die Kulturstiftung des Bundes 2011 einen Fördertopf ein, der das große deutsche Tanzerbe durch künstlerische Auseinandersetzung zurück ins Bewusstsein bringen will. Eines von 10 Projekten, die in der ersten Bewerbungsrunde den Zuschlag erhielten, war TANZLOKAL – Tanzfest Stuttgart. Im nationalen Konzert der Projekte vertritt das Festival damit den deutschen Südwesten. Und kann sich mit Rudolf von Laban, Kurt Jooss, Mary Wigman und Oskar Schlemmer auf Künstlerpersönlichkeiten berufen, die von den 20-er bis 50-Jahren maßgebliche Schrittmacher für die Entwicklung des modernen Tanzes waren.
Erbe in Transformation: Fünf Uraufführungen übersetzen das Tanzerbe ins Hier und Heute
Geschichte ist ein lebendiger Prozess – und so wird sich TANZLOKAL den Tanzpionieren Badens und Württembergs nicht museal nähern, sondern will sie unmittelbar künstlerisch auf ihre Relevanz für uns Zeitgenossen befragen. Das Festival tritt daher selbst als Produzent auf und hat fünf national und international aktive Choreographen und Kollektive der jüngeren Generation eingeladen, vor Ort in Stuttgart Kurzchoreographien für TANZLOKAL zu erarbeiten. Die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen stammen entweder aus Baden-Württemberg oder haben in Baden-Württemberg gearbeitet. So unterschiedlich die Tanzstücke sicherlich ausfallen – sie alle wollen sich von den historischen Vorbildern inspieren lassen: von Rudolf von Laban und seine Bewegungsstudien, von Kurt Jooss und der Frage des Politischen, von Mary Wigmans Philosophie vom Tanz als Ausdruck der Seele oder von Oskar Schlemmer und seinem interdisziplinären Ansatz der Figuren im Raum. Die Choreographien werden jeweils mehrmals und häufig auch open-air gezeigt, im Stadtpark sowie in und um den Württembergischen Kunstverein. Ansonsten finden die Aufführungen im Haus der Geschichte und im Württembergischer Kunstverein statt.
Die TANZLOKAL-Kreativen:
Felix Bürkle, Tänzer und Choreograph (Waldkirch-Düsseldorf) & Pipo Tafel, Tänzer und Choreograph (Stuttgart-Köln)
Isabelle Schad, Tänzerin und Choreographin (Stuttgart-Berlin)
Eva Baumann, Tänzerin und Choreographin (Pforzheim-Amsterdam/Stuttgart/Berlin)
post theater, intermediales Performance-Kollektiv (Berlin, New York, Tokio, Stuttgart – frühere Solitude-Stipendiaten)
Stipendiaten der Akademie Schloss Solitude
Partizipative Formate: Tanz bewegt – uns alle
Was wir modernen Tanz nennen, begann mit der Suche nach Freiheit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wollte er den Menschen aus der industriellen Zweckorientierung lösen und wieder ins Recht seiner Ganzheitlichkeit einsetzen. Buchstäblich „im Freien“, in der Natur, sollte das entfremdete Individuum wieder zu sich selbst finden – durch Bewegung, durch den Tanz. Und so ist es nur konsequent, dass auch TANZLOKAL die freien, die öffentlichen Räume sucht, um Tanz aufzuführen und aus Zuschauern künstlerische Akteuere zu machen. Nicht nur werden die meisten der fünf Eigenproduktionen partizipative Elemente enthalten. Auf und um dem Schlossplatz herum können sich tanzfreudige Laien gleich bei mehreren Projekten direkt einbringen: einem inklusiven Bewegungschor, der von der Stuttgarter Choreographin Nina Kurzeja konzipiert und geführt wird, sowie einem „Bal Moderne“, bei dem Tänzer Choreographien zunächst demonstrieren und dem aktiven Publikum dann schrittweise beibringen. Auf die Beteiligung der Zuschauer setzen auch die Performance-Gruppe LIGNA mit ihrem performativen Hörspiel Der neue Mensch und die Performancekünstlerin Diana Wesser, die mit einem „performative walk“ in kleiner Gruppe die nähere Umgebung des Schlossplatzes erkundet.
Rückblicke, Ausblicke: Tanz im Gespräch, Tanz im Film
Abgerundet wird das TANZLOKAL-Programm von Angeboten für die professionelle Tanzszene, darunter ein Tanz-Brunch und ein Tanz-Talk, sowie der Reihe Tanzkino mit historischen Tanzfilmen im und in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Die Veranstalter sind zuversichtlich, dass sich die vielfältigen Perspektiven und Anregungen einer bewegten Vergangenheit auch unmittelbar auf die künstlerische Praxis von heute und morgen auswirken: in viel Inspiration und Schwung für das Tanzland Baden-Württemberg!
Veranstalter von TANZLOKAL – Tanzfest Stuttgart ist das Produktionszentrum Tanz + Performance Stuttgart in Kooperation mit der TanzSzene Baden-Württemberg, dem Württembergischen Kunstverein und dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Das Festival wird gefördert vom TANZFONDS ERBE, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg und der Paul-Lechler-Stiftung.
Künstlerische Leitung: Eva Böhmer, Bea Kießlinger
Über das Produktionszentrum Tanz + Performance Stuttgart
Seit über 10 Jahren ist das Produktionszentrum für Tanz und Performance e.V. Anlaufstelle und Ort des interdisziplinären Austauschs für die freien Tänzer, Choreographen und Performer aus Stuttgart und Umgebung. Neben der Nachwuchsförderung von freischaffenden Tänzern und Choreographen setzt sich das PZ vor allem für die Verbesserung der Produktions- und Spielbedingungen freien Tanz- und Theaterszene in Stuttgart ein. Großes Ziel ist eine gemeinsame Spielstätte der freien Tanz- und Theaterschaffenden Stuttgarts. Das Produktionszentrum Tanz + Performance wird von der Landeshauptstadt Stuttgart institutionell gefördert.
Mehr Informationen unter www.produktionszentrum.de
Über die TanzSzene Baden-Württemberg
Die Interessengemeinschaft Tanz – TanzSzene Baden-Württemberg e.V. vereint Einrichtungen der freien Szene sowie Stadt- und Staatstheater. Zusammengeschlossen hat sie sich bereits im Herbst 2009; als Verein firmiert die Interessengemeinschaft seit März 2012. Die Akteure treffen sich regelmäßig am Runden Tisch und verstehen sich als Repräsentanten aller Tanzschaffenden im deutschen Südwesten. Gemeinsam wollen sie den Tanz in Baden-Württemberg stärken und einer breiten Öffentlichkeit sichtbarer machen. Die TanzSzene BW wird unterstützt vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Mehr Informationen unter www.tanzszene-bw.de