Auch der Hallesche FC nicht. Diese Fans nennen sich Ultras - und nehmen so Bezug auf den italienischen Ursprung einer Fan-Bewegung, die inzwischen in fast allen Stadien und Ligen des europäischen Fußball angekommen ist. Auch beim Halleschen FC geben die einzelnen Ultra-Sektionen mit Megaphon, Trommel, Konfettiregen, Fahnenmeer und Spruchbändern der Mannschaft etwas zurück. Zugleich tragen „Saalefront“, „Red White Tigers“, „Ultras Red White“ und Co. zu einer Fußballkultur bei, die sich gegen ein passives Erlebnis, gegen den kommerziellen Ausverkauf von Idealen wie „Fan-Treue“ wendet.
Den Ultras geht es nicht darum, alle Trikots und alle Fanartikel erworben zu haben. Ein echter Fan beweist seine Treue durch den Einsatz im Stadion! Es geht ihnen darum, die einfachen Wurzeln des Fußball aufrecht zu erhalten - einem Sport, der aus der Arbeiterklasse stammt und mit großen Emotionen wie Liebe, Wut und Trauer verbunden ist. Diese Emotionen aus zu leben ist der Motor eines jeden Ultras.
Soweit so gut. - Wären da nicht die bengalischen Feuer und andere Pyrotechnischen Erzeugnisse, die seit jeher wie Fahnen und Gesänge zur Ultra-Kultur gehören. Aufgrund der Verletzungsgefahr sind jegliche Feuerwerkskörper, in deutschen Stadien jedoch verboten. - Was immer wieder zu Konflikten mit Sicherheitskräften und der Polizei führt, zu Stadionverboten, Sanktionen und Geldbußen. Ultras sehen darin eine Beschränkung ihrer Ausdrucksformen und ihrer Fankultur. Sie reagieren aggressiv auf Kontrolle und Einschreiten der Polizei.
Slogans wie A.C.A.B. (= All Cops Are Bastards) oder “Fußballfans sind keine Verbrecher” heizen dem Konflikt zwischen Fan und Obrigkeit natürlich ein... Und es kommt - ob mit, ob ohne Ultras - wie es kommen muss: zu Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften. Die meisten Proteste anderer Fans, des Vereins und der Medien, zielen immer wieder auf die Ultra-Gruppierungen. Ob es sich um Gewalt im Stadion, um rassistische oder antisemitische Schmährufe handelt - die Stimmungsmacher Ultras sind der Dorn im Auge.
Was steckt dahinter? Sorgen die Jungs nur für die Stimmung, oder ist das sowas wie eine Idee? Wie sieht ein Auswärtsspiel mit 50 HFC-Fans aus? Wer sind diese Leute, die ihr ganzes Leben nach der Kurve richten? Mit dem Stück „ULTRAS“ begibt sich der Autor und Regisseur Dirk Laucke in die Fan-Kurve des Halleschen FC. Er besucht und dokumentiert Spiele, redet mit genau den Fans, über deren Verhalten sich die Geister spalten - den Ultras. Zusammen mit ihnen entwickelt Laucke ein Theaterstück, in dem ein Fenster zu ihrem Leben geöffnet wird.
Am Thalia Theater Halle stehen sie dann selbst auf der Bühne. Neben dem Stück ULTRAS gibt es Filme, Ausstellungen, Diskussionen und Radio rund um das Thema Fußball.
Weitere Vorstellungen am
Samstag, 19. September 2009, 20.00 Uhr
Mittwoch, 23. September 2009, 20.00 Uhr
Freitag, 25. September 2009, 20.00 Uhr
Samstag, 26. September 2009, 20.00 Uhr
Autor und Regisseur Dirk Laucke
Geboren 1982. Aufgewachsen in Halle (Saale).
2002 bis 2004 Studium Diplom-Psychologie an der Universität Leipzig.
2004 bis 2008 Studium Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin
2005 schrieb Laucke zusammen mit den beidenKomilitonninnen Magdalena Grazewicz und Reyna Bruns das Anti-Abschiebungsstück „Hier geblieben!“ für das Grips-Theater Berlin. Mit „alter ford escort dunkelblau“ wurde Laucke Kleistförderpreisträger 2006. Das Stück wurde u.a. eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt und den Mühlheimer Theatertagen, und vom MDR Figaro als Hörspiel produziert (Zonser Hörspielpreis 2009).
Laucke schrieb das Drehbuch für den Spielfilm „Zeit der Fische“, der in Halle spielt.
In der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theaterheute wurde Laucke zum Nachwuchsdramtiker 2007 gewählt. Das Stück „WIR SIND IMMER OBEN“ wurde am Theater Essen uraufgeführt und eingeladen zu den Autoren-Theater-Tagen des Thalia Theater Hamburg. 2008 schrieb der Autor im Auftrag des Thalia Theater Halle das Stück „Silberhöhe gibt’s nich mehr“ mit und über Jugendliche in einem schrumpfenden Stadtteil in Lauckes eigener Heimatstadt Halle. Er führte dabei erstmals selbst Regie. Im Mai 2009 hatten der „Der kalte Kuss von warmem Bier“ (Regie: Henning Bock) am Theater Heidelberg und „zu jung zu alt zu deutsch“ (Regie: Jens Poth) am Theater Osnabrück Uraufführung. Laucke wurde mit dem Lessingförderpreis 2009 des Freistaates Sachsen ausgezeichnet