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Theater Bremen: Uraufführung von Fritz Katers neuem Stück „düsterer spatz am meer / hybrid (america)“

Premiere ist am 26. September 2020, 19.30 im Theater am Goetheplatz.

„die zwielichtigen Spatzen am Meer / das zeigten Feldbeobachtungen reisten selten mehr als eine oder zwei Meilen in ihrem leben/ sie konnten sich also nicht umstellen / sie hatten nie gelernt sich einen anderen lebensmittelpunkt zu suchen als eben merritt island / man glaubt immer das alle individuen für den tourismus geboren sind aber das stimmt gar nicht“

Der düstere Seespatz, die nicht wandernde Unterart des gemeinen Seespatzen, ist vom Aussterben bedroht: Um die Mückenplagen zu bekämpfen, wurde Gift über sein Brutgebiet gespritzt, einige Exemplare konnten in einen Naturpark gerettet werden, einer soll noch wild am Meer leben. Steven will diesen einen aufspüren und mit ihm eine Zucht eines Spatzenhybriden beginnen … Steven ist eine der merkwürdigen Personen, die sich am kaputten Motelpool treffen: dazu kommen ein Vietnam-Veteranen-Vater, eine pubertierende Tochter mit Gier nach mehr, ihre Mutter, die längst die Hoffnung aufgegeben hat und ein kranker Millionärssohn mit genialen Gaben und literarischer Ambition.

Die potente Basis des US-amerikanischen Mittelstands bröckelt, ist, wie der düstere Seespatz, vom Aussterben bedroht: Fritz Katers „düsterer spatz am meer / hybrid (america)“ spannt einen Bogen von 1987 bis ins Jahr 2015, beleuchtet so schlaglichtartig das Traum- und Artensterben und zeigt Amerika als tief gespaltene Gesellschaft. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich, die Ausbeutung der Natur nimmt überhand: Lebensgrundlagen werden entzogen, dem „to rich to fail“ wird nichts mehr entgegengesetzt.

Am Theater Bremen bringt Hausregisseur Armin Petras diese Uraufführung auf die Bühne im Theater am Goetheplatz, Simone Sterr begleitet die Inszenierung als Dramaturgin: „‚Hybrid‘, das meint nicht nur den ungebremst ausufernden amerikanischen ‚Think Big‘-Kapitalismus, es passt – im positiven Sinne – auch ganz gut zur Arbeitsweise von Armin Petras und seinem raumgreifenden, hochenergetischen Theater. Die Fülle, der Bilder, die uns ständig umgeben und uns überfordern. Hybris und Überforderung, Overkill und innere Leere, das spitzt er zu. Petras bringt Katers Abgesang auf den US-amerikanischen Traum atmosphärisch und bildstark auf die Bühne.“

Regie:                                     Armin Petras
Bühne:                                    Julian Marbach
Kostüme:                               Patricia Talacko
Musik:                                    Miles Perkin
Video:                                    Rebecca Riedel
Director of Photography:     Lio Klose
Licht:                                     Norman Plathe-Narr
Dramaturgie:                         Simone Sterr

Mit:                                        Annemaaike Bakker, Shirin Eissa, Christian Freund, Guido Gallmann, Ferdinand Lehmann, Mirjam Rast, Miles Perkin, Verena Reichhardt, Alexander Swoboda, Simon Zigah (Film)

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