Hector Berlioz, das exzentrische Musikgenie des 19. Jahrhunderts, kam bei seinem Aufenthalt in Rom auf die Idee, Benvenuto Cellini zum Protagonisten einer Oper zu machen. Mit seinen Librettisten wählte er eine Reihe von Episoden aus der Vita, in denen Cellini als Liebhaber und Rivale, als Duellant und Heißsporn, vor allem aber als besessener Künstler bei der Schöpfung der Perseus-Statue erscheint. Die erste Oper, die dem Leben einer historischen Künstlerpersönlichkeit nachspürt, wurde zu einem packenden Stück Musiktheater, in dem Komödiantisches neben Weihevollem, Lyrisches neben Dramatischem und Kammerspielartiges neben großen Tableaus und Massenszenen steht: eine Oper, so prall und vielschichtig wie das Leben selbst.
Die Geschichte beginnt damit, dass der leichtsinnig geniale Cellini anstelle des offiziellen kirchlichen Bildhauers Fieramosca von Papst Clemens damit beauftragt wird, eine Perseus-Statue zu gießen. Diese Entscheidung empört den päpstlichen Schatzmeister Balducci, der seine Tochter Teresa mit Fieramosca verheiraten will und nichts von dem in seinen Augen zügellosen Cellini hält. Die ihrem Vater in diesem Punkt ungehorsame Teresa liebt aber ausgerechnet Benvenuto Cellini, der sie während des bevorstehenden Karnevalsfests im Kostüm eines Mönchs, während einer Theateraufführung auf der Piazza Colonna aus Florenz zu entführen plant. Bei der versuchten Entführung kommt es zu einem erbitterten Gefecht, bei dem Cellini den Schläger Pompeo, einen Gefährten seines Rivalen Fieramosca, tötet. Die Tat scheint eine Bestrafung unausweichlich und eine Fortsetzung der Arbeit an der Statue unmöglich zu machen; Cellini flieht. Papst Clemens aber, beeindruckt von der dämonischen Kühnheit des Künstlers, lässt sich auf eine Abmachung ein: Dieser soll wegen des Totschlags und der Entführung nicht verfolgt werden und stattdessen Teresas Hand erhalten, wenn er noch am selben Tag die Statue vollenden kann. Gelingt es ihm nicht, muss er sterben …
Eingebettet in eine mit Neid, Eifersucht, tödlich endendem Streit wie auch vielen komödiantischen Turbulenzen angereicherte Liebesgeschichte, stellt Hector Berlioz (1803–1869)die Frage nach der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft. Berlioz hat das Porträt des bedeutenden italienischen Goldschmieds und Bildhauers der Renaissance, Benvenuto Cellini (1500–1571), einzelnen Episoden aus dessen Autobiografie entnommen. Reflektiert wird in seiner Oper der Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Freiheit der künstlerischen Produktion. Deshalb geht Berlioz mit BENVENUTO CELLINI über seine früheren Gestaltungen romantischer Künstlerfiguren hinaus. Nicht der unverstandene, gesellschaftlich isolierte Künstler und seine esoterische Kunstproduktion stehen im Mittelpunkt, sondern das seiner Kraft gewisse Genie sowie der bedingungslose Einsatz für die Vollendung seines Werkes, einer Perseus-Statue, die zugleich auch das Ergebnis einer von der Gemeinschaft getragenen Arbeit ist; zur Freude und Bereicherung aller. Die Partitur der 1838 in Paris und – in einer zweiten Fassung – 1852 in Weimar uraufgeführten Oper zeigt eine höchst wirkungsvolle musiktheatralische Mixtur, in der sich Weihevolles neben Burleskem, Dramatisches neben zarten Duetten findet.
Musikalische Leitung
Stefan Veselka
Aron Stiehl
Bühne und Kostüme
Simon Holdsworth
Choreinstudierung
Inna Batyuk
Dramaturgie
Jens Ponath
Sprachcoach
Patrice Oliva
Benvenuto Cellini, Goldschmied
Adrian Xhema
Giacomo Balducci, Päpstlicher Schatzmeister
Plamen Hidjov
Fieramosca, Bildhauer im Dienst des Papstes
Juan Fernando Gutiérrez
Pompeo, Mörder/ Der Papst
Lukas Schmid
Francesco, Handwerker im Atelier von Cellini
Philippe Clark Hall / Christian-Kai Sander
Bernardino, Handwerker im Atelier von Cellini
Frank Göbel
Cabaretier (Schankwirt)
Kiyotaka Mizuno
Teresa, Tochter von Balducci
Sara Daldoss Rossi
Ascanio, Lehrling bei Cellini
Lisa Wedekind
Ein Offizier
Hee-Sung Yoon
Opernchor des Theaters Münster
Extrachor des Theaters Münster
Sinfonieorchester Münster
Fr 21.2. 19.30
Fr 28.2. 19.30
So 2.3. 15.00
Do 6.3. 19.30
Sa 8.3. 19.30
So 13.4. 19.00
Di 22.4. 19.30
Mi 4.6. 19.30