Die euro-scene Leipzig findet zum 21. Mal statt. Das Festival zeitgenössischen europäischen Theaters zeigt 12 Gastspiele aus 12 Ländern in 25 Vorstellungen und 10 Spielstätten. Das Spektrum umfasst Tanz- und Sprechtheater, musikalische Bühnenformen, Performances und ein Stück für Kinder, darunter 7 Deutschlandpremieren. Die euro-scene Leipzig besitzt einen festen Platz in der europäischen Festivallandschaft. Die Schirmherrschaft für das Festival übernahm Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig.
Das Festival steht diesmal unter dem Motto „Tonstörung“. „Störungen im Ton sind vieldeutig zu verstehen. Natürlich spielen Musik und Klänge eine große Rolle. Doch Störungen finden sich auch innerhalb gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Strukturen sowie in ästhetischen Formen“, so Festivaldirektorin Ann-Elisabeth Wolff. Die Gastspiele zeigen eigenwillige, starke Handschriften wichtiger Regisseure und Choreografen aus ganz Europa. Dabei werden nach dem
20. Festivaljubiläum 2010 vor allem für Leipzig neue Künstler vorgestellt. Dazu gehören Namen, die für die europäische Theater- und Tanzlandschaft wegführend sind sowie auch noch unbekannte Compagnien. Dennoch wird die Linie des Wiedersehens mit vertrauten Namen punktuell fortgesetzt.
Die Festivaleröffnung findet diesmal im Konzertsaal Gewandhaus zu Leipzig statt. Dem Erwartungsdruck an diesem berühmten Ort kann nur durch eine gewisse Verweigerung der Superlative begegnet werden. Dabei stehen zwei experimentelle Gastspiele aus Osteuropa für die ästhetische Vielfalt der euro-scene Leipzig: das choreografische Konzert „Srh“ („Beben“) mit der Komposition von Milko Lazar in der Choreografie von Matjaž Farič aus Ljubljana und die musikalische Performance „Concerto“ von Ivo Dimchev aus Sofia. Als weiterer osteuropäischer Höhepunkt kommt das Musiktheaterstück „Antica“ von Branko Brezovec mit dem Naroden Teatar Vojdan Černodrinski aus Prilep / Mazedonien erstmals nach Deutschland.
Der Tanz ist üppig vertreten durch Josef Nadj, Orléans, bekannt durch seine drei Choreografien bei der euro-scene Leipzig 2008, Israel Galván, Sevilla, der den Flamenco hinreißend innovativ interpretiert, und Palle Granhøj, Aarhus, mit einem humorvollen Tanzstück nach Musik von Gustav Mahler. Als Festivalabschluss wird die Schweizer Compagnie Alias mit der Choreografie „Sideways rain“ („Regen von der Seite“) von Guilherme Bothelo zu sehen sein.
Nachdem fünf Jahre lang die Carte blanche – die Auswahl eines Gastspiels – durch jeweils ein Mitglied des künstlerischen Festivalbeirats übernommen wurde, geht diese „Weiße Karte“ in der nächsten Etappe jetzt an einen Künstler. Den Anfang macht in diesem Jahr Josef Nadj, Leiter des Centre chorégraphique national d’Orléans, der „E.I.O“ von Dragana Bulut, Belgrad, Maria Baroncea & Eduard Gabia, Bukarest, wählte. Diese ungewöhnliche Performance mit den Zuschauern als Darsteller wurde mit dem „Prix Jardin d’Europe“ in Istanbul ausgezeichnet.
Die Performancegruppe She She Pop, Berlin, gastiert mit ihrem Stück „Testament“, das mit Preisen geradezu überschüttet wird. Als zauberhaftes Kinderstück ist „Der Fischer und seine Frau“ der Leipziger Künstler Berndt Stübner & Werner Stiefel zu sehen. Zum 10. Mal findet der Wettbewerb „Das beste deutsche Tanzsolo“ statt (Bewerbungen bis 05.09.).
Festivalprogramm
Dienstag, 08. November 2011 // 19.30-21.30 Uhr (Festivaleröffnung)
Gewandhaus zu Leipzig / Großer Saal
/ Flota, Ljubljana
»Srh«
(»Beben«) (Videoausschnitt )
Choreografiertes Konzert
Choreografie: Matjaž Farič
Komposition: Milko Lazar
Deutschlandpremiere
/ Ivo Dimchev, Sofia
»Concerto« (Videoausschnitt )
Improvisationsperformance
Konzeption und Performer: Ivo Dimchev
Musiker: Emilian Gatsov (Keyboard)
Zwei unterschiedliche Handschriften aus Osteuropa: Das choreografierte Konzert »Srh« von Milko Lazar und Matjaž Farič zeigt mit Musikern und Tänzerinnen einen geheimnisvollen Geschlechterkampf. Und Ivo Dimchev singt eigenwillig mit starker Bühnenpräsenz, begleitet von Emilian Gatsov am Keyboard, eine Improvisationsperformance zwischen Poesie und Radikalität.
Mittwoch, 09. November 2011 // 19.30-20.30 Uhr
Donnerstag, 10. November 2011 // 19.30-20.30 Uhr
Theater der Jungen Welt
Centre chorégraphique national d'Orléans / Josef Nadj
»Sho-bo-gen-zo« (Videoausschnitt )
Tanzstück
Choreografie: Josef Nadj
Komposition: Joëlle Léandre und Akosh Szelevényi
Deutschlandpremiere
Im Anschluss: Publikumsgespräch
Moderation: Thomas Hahn, Journalist, Paris
Ein Tanzstück von Josef Nadj, einem der bekanntesten Choreografen Frankreichs. Mit seiner Tanzpartnerin Cécile Loyer und den beiden hervorragenden Jazzmusikern Joëlle Léandre und Akosh Szelevényi begibt er sich auf eine Zeitreise zur Epoche des Zen-Buddhismus und ergründet das Geheimnis der Zeit.
Mittwoch, 09. November 2011 // 19.30-20.45 Uhr
Donnerstag, 10. November 2011 // 22.00-23.15 Uhr
Schaubühne Lindenfels
SounDrama Studio, Moskau
»я, пулеметчик« (»Ia, pulemetschik«)
(»Ich – das Maschinengewehr«) (Videoausschnitt )
Theaterstück
Text: Juri Klawdijew
Inszenierung: Wladimir Pankow
Deutschlandpremiere
(In russischer Sprache mit deutscher Übertitelung)
Im Anschluss: Publikumsgespräch
Moderation: Michael Freundt, Co-Direktor Internationales Theaterinstitut (ITI), Berlin
Ereignisse des Zweiten Weltkriegs vermischen sich mit Situationen einer russischen Bande von heute. Wladimir Pankow inszenierte das Stück von Juri Klawdijew mit modernen Mitteln und findet packende Bilder zwischen Schauspiel und Musiktheater.
Mittwoch, 09. November 2011 // 22.00-23.00 Uhr
Donnerstag, 10. November 2011 // 22.00-23.00 Uhr
LOFFT
Gisèle Vienne, Grenoble
»Jerk« (Videoausschnitt )
Solostück
Konzeption und Inszenierung: Gisèle Vienne
Text und Dramaturgie: Dennis Cooper
Darsteller: Jonathan Capdevielle
(In englischer Sprache mit deutscher Übertitelung)
Im Anschluss: Publikumsgespräch
Moderation: Dr. Martina Bako, Institut für Theaterwissenschaft / Universität Leipzig
Ein unauffälliger junger Mann legt seine Handpuppen zurecht. Das harmlose Spiel nimmt einen grauenvollen Verlauf, denn es erzählt die wahre Begebenheit eines Serienmörders. Jonathan Capdevielle vollbringt eine schauspielerische Glanzleistung.
Donnerstag, 10. November 2011 // 19.30-20.15 Uhr
Freitag, 11. November 2011 // 22.00-22.45 Uhr
Werk 2 / Halle D
Israel Galván, Sevilla
»Solo« (Videoausschnitt )
Flamenco
Choreografie und Tanz: Israel Galván
Flamenco fern jeglichen Klischees. Der hervorragende spanische Tänzer Israel Galván reduziert diesen Tanz auf das Wesentliche ohne Musik, Sänger und Bühnenbild und gibt dem Flamenco durch Abstraktion seine Seele zurück.
Freitag, 11. November 2011 // 16.30-18.00 Uhr
Samstag, 12. November 2011 // 16.30-18.00 Uhr
Kellertheater / Oper Leipzig
Dragana Bulut, Belgrad, Maria Baroncea & Eduard Gabia, Bukarest
»E.I.O.« (Videoausschnitt )
Performance
Carte blanche: Josef Nadj, Orléans
(In englischer Sprache mit deutscher Übersetzung)
Im Anschluss: Publikumsgespräch
Moderation: Dr. Martina Bako, Institut für Theaterwissenschaft / Universität Leipzig
Diese ungewöhnliche Performance stellt dem Zuschauer frei, was er bezahlt und ob er Publikum oder Performer sein möchte. Die drei Nachwuchschoreografen erhielten für »E.I.O.« in Istanbul 2010 den europäischen Tanzpreis Prix Jardin d'Europe.
Freitag, 11. November 2011 // 19.30-20.45 Uhr
Samstag, 12. November 2011 // 19.30-20.45 Uhr
Peterskirche
Naroden teatar (Nationaltheater) Vojdan Černodrinski, Prilep
»Антиџа«
(»Antica«) (Videoausschnitt )
Musiktheater
Text: Risto Krle
Konzeption und Inszenierung: Branko Brezovec
Komposition: Marjan Nekak
Deutschlandpremiere
(In mazedonischer, albanischer, türkischer und griechischer Sprache mit deutscher Übertitelung)
Im Anschluss: Publikumsgespräch
Moderation: Gordana Vnuk, Direktorin Festival Eurokaz, Zagreb
Musiktheater aus Mazedonien voller Emotion, Pathos, Ernst und Ironie. Mitreißend stellen Branko Brezovec und Marjan Nekak mit 21 wunderbaren Darstellern Fragen nach Identität, Toleranz und Freiheit.
Freitag, 11. November 2011 // 19.30-20.30 Uhr
Samstag, 12. November 2011 // 17.00-18.00 Uhr
LOFFT
Andrea Miltnerová, Prag
Zwei Tanzstücke
/ »Pentimento«
/ »Fractured« (»Zerbrochen«) (Videoausschnitt )
Choreografien: Andrea Miltnerová
Deutschlandpremieren
Zwei Tanzstücke der tschechischen Choreografin Andrea Miltnerová: Eine traumverlorene Barockwelt mit 5 Tänzerinnen in »Pentimento« wechselt zum minimalistischen, kafkaesten Solo »Fractured«.
Samstag, 12. November 2011 // 14.00-15.00 Uhr
Sonntag, 13. November 2011 // 14.00-15.00 Uhr
Konzertfoyer / Oper Leipzig
Berndt Stübner & Werner Stiefel, Leipzig
»Der Fischer und seine Frau« (Videoausschnitt )
Kinderstück
nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm
Inszenierung: Berndt Stübner
Choreografie: Werner Stiefel
Komposition: Tilo Augsten
(Für Kinder ab 6 Jahre und Erwachsene)
Mit Puppen, Liedern, Tanz, Text und Musik schufen Berndt Stübner und Werner Stiefel ein zauberhaftes Stück für Kinder zwischen Märchen und Aktualität.
Samstag, 12. November 2011 // 19.30-21.30 Uhr
Sonntag, 13. November 2011 // 16.00-18.00 Uhr
Schaubühne Lindenfels
She She Pop, Berlin
»Testament« (Videoausschnitt )
Theaterstück
Text: She She Pop und ihre Väter
Die Performancegruppe She She Pop verhandelt mit ihren eigenen Vätern Fragen der Generationen. Ein witzig-ernsthaftes Stück um Geld und Liebe nach Motiven des Dramas »König Lear« von Shakespeare.
Samstag, 12. November 2011 // 22.00-23.00 Uhr
Sonntag, 13. November 2011 // 17.00-18.00 Uhr
Werk 2 / Halle D
Granhøj Dans, Aarhus
»2men2mahler«
(»2Männer2Mahler«) (Videoausschnitt )
Tanzstück
Choreografie: Palle Granhøj, unter Mitwirkung von Tänzern, Sänger und Musiker
Komposition: Gustav Mahler, Balcan Beat Box
Deutschlandpremiere
Im Anschluss: Publikumsgespräch
Moderation: Dr. Martina Bako, Institut für Theaterwissenschaft / Universität Leipzig
Die melancholische Musik von Gustav Mahler wird durch den bekannten dänischen Choreografen Palle Granhøj in ein humorvoll-ernstes Tanzstück verwandelt.
Sonntag, 13. November 2011 // 19.30-20.30 Uhr (Festivalabschluss)
Centraltheater
Alias, Genf
»Sideways rain«
(»Regen von der Seite«) (Videoausschnitt )
Tanzstück
Choreografie: Guilherme Botelho
Komposition: Murcof (Fernando Corona)
Die faszinierende und berauschende Choreografie von Guilherme Botelho zeigt mit 13 Tänzern den ständigen Fluss des Lebens und die Unergründbarkeit des Schicksals.
Freitag, 11. November 2011 // 22.00-ca. 24.00 Uhr (1. Runde – Teil I)
Samstag, 12. November 2011 // 22.00-ca. 24.00 Uhr (1. Runde – Teil II)
Sonntag, 13. November 2011 // 22.00-ca. 00.30 Uhr (2. Runde und Preisverleihung)
Ring-Café
Zum 10. Mal:
Wettbewerb »Das beste deutsche Tanzsolo« (Videoausschnitt )
Konzeption: Alain Platel, Gent
Künstlerische Leitung: René Reinhardt, Leipzig
Jury:
/ Eszter Fontana, Direktorin Museum für Musikinstrumente, Leipzig
/ Matthias Brenner, Intendant Neues Theater Halle-Saale
/ Thomas Hahn, Journalist, Paris
/ Josef Nadj, Choreograf und Leiter Centre chorégraphique national d'Orléans
/ Christian Syrotek, Direktor Best Western Hotel City Center, Leipzig
20 Soli von fünf Minuten auf dem legendären runden Tisch. Alle Grenzen zwischen Künstlern und Publikum, Profis und Nicht-Profis sind aufgehoben.
***
Rahmenprogramm
Mittwoch, 09. November // 10.00 – 14.00 Uhr (Teil I)
Donnerstag, 10. November // 10.00 – 14.00 Uhr (Teil II)
Die Villa - Soziokulturelles Zentrum
Workshop
Eduard Gabia, Bukarest
»Transformance«
Ein Performancelabor
(In englischer Sprache mit deutscher Übersetzung)
(Teilnehmergebühr)
Mittwoch, 09. November // 17.00 – ca. 18.30 Uhr
Passage Kinos
Dokumentarfilm
»Ein Blick hinter die Kulissen«
von Bernd E. Gengelbach und Tilman König
Dokumentarfilm zum 20. Jubiläum der euro-scene Leipzig 2010
Einführung: Michael Freundt, Co-Direktor Internationales Theaterinstitut (ITI), Berlin
(Eintritt frei)
Donnerstag, 10. November // 16.30 – ca. 18.30 Uhr
Passage Kinos
Film in 3D
»Pina«
von Wim Wenders, Berlin
Choreografien: Pina Bausch
Einführung: Dr. Martina Bako, Institut für Theaterwissenschaft / Universität Leipzig
(Eintrittsgebühr)
Donnerstag, 10. November // 17.00 – ca. 18.00 Uhr
Peterskirche
Technische Führung
»Die Räder im Getriebe«
Einblick in die Bühnentechnik
Konzeption und Führung: Bernd E. Gengelbach, Co-Direktor und Technische Leitung euro-scene Leipzig
(Eintritt frei)
Freitag, 11. November // 17.00 – ca. 18.15 Uhr
Passage Kinos
Dokumentarfilm
»Israel Galván – Ein andalusischer Tänzer«
(»Israel Galván – L'accent andalou«)
von Maria Reggiani, Paris
(In spanischer Sprache mit deutschen Untertiteln und Voice-over)
Einführung: Thomas Hahn, Journalist, Paris
(Eintritt frei)
Samstag, 12. November // 11.30 – ca. 13.00 Uhr
Institut für Theaterwissenschaft / Universität Leipzig
Videovortrag
»Im Schmelztiegel der Kulturen«
von Gordana Vnuk, Direktorin Festival Eurokaz, Zagreb
Zur Entwicklung von Theater und Tanz in Ex-Jugoslawien
(Eintritt frei)
Samstag, 12. November // ab ca. 24.00 Uhr
Ring-Café
Party mit DJ Filburt (riotvan), Leipzig
(Eintritt frei)
Sonntag, 13. Nov. // 11.30 – ca. 13.00 Uhr
Institut für Theaterwissenschaft / Universität Leipzig
»Tonstörung oder Vom Eigensinn des Akustischen«
Podiumsdiskussion
Gesprächsteilnehmer:
/ Dr. Veronika Darian, Institut für Theaterwissenschaft / Universität Leipzig
/ Prof. Dr. Petra Maria Meyer, Muthesius Kunsthochschule Kiel
/ Patrick Hahn, Staatsoper Stuttgart
/ Thomas Hahn, Journalist, Paris
Moderation: Prof. Dr. Günther Heeg, Institut für Theaterwissenschaft / Universität Leipzig
(Eintritt frei)
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Informationen
\ Das Festivalcafé befindet sich vom 08. – 13.11.2011 im Café-Restaurant Telegraph.
\ Das gedruckte Programmheft wird auf Wunsch kostenlos zugesandt.
\ Kartenverkauf
Kontakt:
euro-scene Leipzig
Festival zeitgenössischen europäischen Theaters
Gottschedstr. 16, 04109 Leipzig, Germany
Tel. +49–(0)341–980 02 84 / Fax +49–(0)341–980 48 60
info@euro-scene.de / www.euro-scene.de
Die euro-scene Leipzig wird finanziert durch die Stadt Leipzig und den Freistaat Sachsen. Hauptpartner ist das BMW Werk Leipzig. Partner sind Hotel Holiday Inn Garden Court, Messedruck, Café-Restaurant Telegraph und Ring-Café. Das Festival findet mit Unterstützung zahlreicher Botschaften und Kulturinstitutionen statt. Kulturpartner ist MDR Figaro, Medienpartner sind ZDFkultur und info tv Leipzig.