Sohn einer Hausmeisterin und eines vorüberziehenden Maurers, in ärmlichen Verhältnissen in Graz aufgewachsen, Kunststudent in Wien, Autor, Holzfäller, machte er seit der Uraufführung von "Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos" eine Blitzkarriere am Theater - und starb ebenso plötzlich, 1994, in der Silvesternacht.
Der Autor ging gern in Kneipen, und er hörte dem dort versammelten Volk hellhörig aufs Maul. Zugleich überhöhte er dessen Sprache ins Künstliche, verklausuliert Verschraubte, erfand Wörter, verdrehte Redewendungen. Schwabs Wortkaskaden wurden sein Markenzeichen. Alles dies lässt sich mustergültig beobachten an seinem 1991 uraufgeführten europäischen Abendmahl "ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM".
In einer schäbigen Wirtschaft hocken jeden Abend dieselben Gestalten: der ewig idealistische Pädagoge Jürgen, der heimlich mit der Wirtin schläft, der brutale Schläger Karli und die geschlagene Schönheit Herta, der reaktionäre Schweindi mit pädophilen Neigungen und sein Weib Hasi, zwei Muster der Rechtschaffenheit. Dazwischen verdient sich die einfältige Fotzi durch Herzeigen ihres Unterleibs Kleingeld für die Musicbox. Sie philosophieren immer wieder aufs neue über die Wurst und das Brot und das Leben an sich, als ein ungewohnter Anblick ihre Aufmerksamkeit fesselt: ein aufreizend schönes Paar, welches das speckige Ambiente und sie alle inklusive als extravagante Abwechslung von ihrer coolen Normalumgebung goutiert. Der Appetit ist allerdings auch bei der Kneipengemeinschaft geweckt, und es endet mit einer kannibalischen Orgie.
Regie: Stephan Rottkamp, Bühne: Robert Schweer, Kostüme: Kirsten Dephoff. Musik: Cornelius Borgolte, Dramaturgie: Kekke Schmidt
Mit: Anja Brünglinghaus (Fotzi), Susana Fernandes Genebra (Wirtin), Benjamin Grüter (Das schöne Paar), Martin Leutgeb (Schweindi), Florian von Manteuffel (Jürgen), Marietta Meguid (Hasi), Claudia Renner (Herta), Sebastian Schwab (Karli), Lisa Wildmann (Das schöne Paar)