Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "The Mushroom Queen" von Liz Ziemska - Deutsches Schauspielhaus HamburgUraufführung: "The Mushroom Queen" von Liz Ziemska - Deutsches Schauspielhaus...Uraufführung: "The...

Uraufführung: "The Mushroom Queen" von Liz Ziemska - Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Premiere am / 25/02/2023, 20 Uhr, MalerSaal

Pilze verbreiten sich meist unsichtbar als unterirdisches Myzel, in komplexen Netzwerken aus fadenförmigen Strukturen. Sie leben die Ethik des radikalen Zusammenwachsens und bilden damit ein perfektes Vorbild für die Verwobenheit der Arten. Die Autorin Liz Ziemska greift diesen Gedanken auf und entwickelt in ihrer Kurzgeschichte »The Mushroom Queen« eine faszinierende Storyline zwischen Fiktion und Wissenschaft: Unglücklich und gelangweilt von ihrem Dasein trifft eine Frau eines Nachts auf die Mushroom Queen.

Copyright: Marek Luckow

Diese stiehlt kurzerhand ihr Leben und verstößt die Frau in die unterirdische Welt der Myzelien. Die Mushroom Queen beginnt als ihre Doppelgängerin gemeinsam mit dem Mann und den zwei Hunden den Alltag der Frau täuschend echt zu bestreiten. Angetrieben von dem Wunsch nach echter Liebe widmet sie die volle Aufmerksamkeit ihrem neuen Ehemann, der zwar eine Veränderung an seiner Frau bemerkt, diese doch nicht weiter hinterfragt.

Einer der Hunde allerdings, der kleine, kluge mit der „menschlichen Seele“, der ein besonderes Verhältnis zu seinem Frauchen pflegte, kommt der Mushroom Queen eines Tages auf die Schliche: Wo ist nur seine richtige Besitzerin hin? Wird sie jemals wiederkommen? Im Garten stößt er auf mysteriöse, kleine rote Pilze, die nicht aus Zufall an die Fingernägel seines Frauchens erinnern.

Mit traumartiger Komik und zukunftsweisender Genauigkeit, die das Oszillieren des Textes zwischen Biologie und Narration am Schwingen halten, hinterfragt Liz Ziemska unser Zusammenleben im Zeitalter des Anthropozäns – ein Leben in vernetzten Beziehungen, oder eben nicht.

Marie Schleef inszeniert präzise und bildstarke Arbeiten mit einem Fokus auf Vergessenes, Verdrängtes und Unsichtbares. Dabei bilden Recherche und Dokumentation kontinuierliche Bezugspunkte, um strukturelle Vorzeichen und Bedingungen, die vergangene, gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche Verhältnisse bestimmen, konkretisierbar zu machen. Mit ihrer Inszenierung »NAME HER. Eine Suche nach den Frauen+« wurde sie 2021 zum Theatertreffen eingeladen. In der Spielzeit 2022-23 arbeitet sie erstmals am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg.

Deutsch von Helene Zuber / Fassung von Marie Schleef und Finnja Denkewitz

Es spielen:
Ute Hannig, Sachiko Hara, Markus John, Maximilian Scheidt

Regie:
Marie Schleef
Bühne:
Lina Oanh Nguyễn
Video und Animation:
Seongji Jang
Kostüme:
Ji Hyung Nam
Sounddesign:
Nguyễn + Transitory
Dramaturgie:
Finnja Denkewitz

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Scheinheilig -- "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertold Brecht im Schauspielhaus Düsseldorf

Eine Maschine die alles vereint: Fleischwolf, Transportband, Verbrennungsofen, multifunktional, dominiert die Bühne im Düsseldorfer Schauspielhaus. Aus ihren zwei großen Röhren, quellen ganz langsam…

Von: Dagmar Kurtz

MELODISCHER ZAUBER -- Neue CD: "Segovia" - Carlotta Dalia spielt auf einer seltenen Hauser-Gitarre bei Berlin Classics

Die junge Gitarristin Carlotta Dalia aus Italien spielt hier auf einer historischen Gitarre, die vom deutschen Gitarrenbauer Hermann Hauser für den berühmten spanischen Gitarristen Andres Segovia…

Von: ALEXANDER WALTHER

SINGENDE MELODIE -- Neue CD: Ludwig van Beethoven - Klaviersonaten Edition 2 mit Moritz Winklemann bei Berlin Classics

Auch die neue CD mit dem Stuttgarter Pianisten Moritz Winkelmann überzeugt aufgrund einer klaren künstlerischen Aussage. Für Winkelmann ist das Allegro der Klaviersonate Nr. 9 in E-Dur op, 14/1…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERANKERUNG IN RITUALEN -- "Muttertier" von Leo Lorena Wyss im Kammertheater STUTTGART

"Ich verstehe dich...Aber immer, wenn ich den Mund öffne, immer wenn ich etwas sagen will, dann ist da nur der Muttermund..." Drei Geschwister tollen, taumeln und tauchen im Becken eines Hallenbads.…

Von: ALEXANDER WALTHER

JUGENDLICHE SCHWUNGKRAFT -- 6. Staatsorchesterkonzert im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Sehr jugendlich wirkt Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 1 in c-Moll op. 11. Sie trägt noch die Handschrift der Streichersinfonien. Und stellenweise blitzt sogar der Einfluss der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche