Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: TÜRKEN, FEUER von Özlem Özgül Dündar am Hessischen Landestheater MarburgUraufführung: TÜRKEN, FEUER von Özlem Özgül Dündar am Hessischen...Uraufführung: TÜRKEN,...

Uraufführung: TÜRKEN, FEUER von Özlem Özgül Dündar am Hessischen Landestheater Marburg

Premiere: 14.09.19, 19.30 im Kleinen Tasch, Theater am Schwanhof

Eine Nacht, die alles verändert: Bei einem Brandanschlag auf ein Wohnhaus sterben fünf Menschen in den Flammen. Jugendliche aus der Nachbarschaft haben das Feuer aus rechtsradikalen Motiven gelegt. Schnell berichten die Medien, schreiben über die Täter und die Opfer.

Doch kann man wirklich verstehen, was in dieser Nacht geschah? Kann es eine Möglichkeit geben, nicht nur übereinander, sondern miteinander zu sprechen? Die Mütter ergreifen das Wort und schildern aus ihrer jeweils ganz eigenen Perspektive den Anschlag und dessen Folgen. So spricht die Mutter des Täters über die Schwere, die der Sohn nach der Tat mit ins Haus gebracht hat und den wiederkehrenden Zweifeln an seiner Schuld.

Die Mutter, die mit ihrem Kind im Arm aus dem Fenster sprang, berichtet immer wieder über den Moment des Absprungs und ihren eigenen Tod. Die Angehörige der Opfer glaubt, täglich selbst in den Flammen zu stehen, obwohl sie den Anschlag überlebt hat. In einer endlosen Wiederholung scheinen sie in dieser Nacht gemeinsam festzustecken. Und immer wieder gibt es das Bemühen, sich zu begegnen, nicht stumm zu werden durch den Schmerz, in eindringlicher Sprache und Körperlichkeit einen Weg zueinander zu finden. Sprache und Choreografie verbinden sich zu einer Geschichte über den Tod, das gemeinsame Überleben und den Atem, den wir teilen.

Özlem Özgül Dündar nimmt in ihrem Stück den Brandanschlag in Solingen von 1993 als Ausgangspunkt, um ein Kaleidoskop der Realitäten zu entfalten, das sich überzeitlich dem Wunsch nach Begegnung und Verständnis aus verschiedenen Perspektiven nähert. Sie hat mit ihrem Text das Stück der Stunde geschrieben und schafft mit poetisch-eindringlicher und dabei nie aufdringlicher Sprache einen Raum, in dem Menschen sich über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg begegnen.

Özlem Özgül Dündar hat Philosophie und Literatur in Wuppertal sowie Literarisches Schreiben am Literaturinstitut Leipzig studiert. Mit dem Theaterstück „Jardin d’Istanbul“ gewann sie 2015 den Retzhofer Dramapreis und 2018 beim Ingeborg-Bachmann-Preis mit dem Text „...und ich brenne“ den Kelag-Preis. Seit 2019 ist sie Botschafterin der Stadt Solingen.

Für alle Menschen ab 14 Jahren, die sich für neue Theatertexte begeistern und sich für die sonst unsichtbaren Schicksale hinter gesellschaftspolitischen Themen interessieren.

Regie: Anna-Elisabeth Frick
Bühne & Kostüme: Christian Blechschmidt
Choreografie: René Alejandro Huari Mateus
Dramaturgie: Lotta Seifert
Theaterpädagogik: Juliane Nowak

Es spielen:
Mechthild Grabner
Lisa Grosche
Camil Morariu
Anna Rausch
Victoria Schmidt
Valentina Schüler

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

ATMENDE SKULPTUREN -- Stuttgarter Ballett in der Saison 2025/2026

Tänzerische Vielfalt wird großgeschrieben! "Oh Dear" von Fabio Adorisio, Choreograf und Solist des Stuttgarter Balletts, beschäftigt sich mit der unheimlichen Welt von Franz Kafka. Inspiriert vor…

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHAUSPIEL VON PETER WEISS IM LANDTAG VON BADEN-WÜRTTEMBERG - die nächste Saison im Schauspiel Stuttgart

Ein interessantes Programm mit ungewöhnlichen Spielorten bietet das Schauspiel Stuttgart in der nächsten Saison an.  

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHWEBENDE MELODIELINIEN -- Neue CD "Farasha" mit Sindy Mohamed (Viola) bei Berlin Classics

Dass auch die Viola als Instrument einen durchaus geheimnisvollen Zauber besitzt, beweist diese Neuaufnahme. Hier wird die Metamorphose eines Schmetterlings musikalisch dargestellt. "Farasha" ist…

Von: ALEXANDER WALTHER

VIRTUOSE LÄUFE UND KOLORATUREN -- Neue CD mit der Mezzosopranistin Megan Kahts bei Solo Musica/

Auf dieser CD lernt man die beiden Barockkomponisten Georg Friedrich Händel und Johann Adolph Hasse noch näher kennen. Sie waren zwei berühmte Meister, die nicht nur durch die Wechselbeziehung zu…

Von: ALEXANDER WALTHER

PLÄDOYER FÜR EINEN UNTERSCHÄTZTEN -- Neue CD mit Orchesterwerken von Max Reger beim Label Ondine

Zu Recht kann man sagen, dass Max Reger als Komponist immer noch unterschätzt ist. Dies beweist einmal mehr die interessante Neuaufnahme mit Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin op. 128 sowie "Eine…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche