Der fahle Gimpel oder die Mondhelle, die Weiz und die grauen Hirten gaukeln den von Kopfweh geplagten Städtern ihre uralten Geschichten vor und verbreiten den drückenden, berückenden Alb. Hat die krummgeschuftete Wirtin das Gelichter herbeigelockt? Nachdem der Familienvater ihr seltsames Treiben beobachtet hat, flieht er zurück in die Anonymität des Hotelzimmers. Dorthin ist er mit dem schwulen Italiener durchgebrannt, doch beim verbotenen Stelldichein in der Großstadt bekommt er kalte Füße. Währenddessen lässt sich sein Sohn Max, von der Mutter auf die Suche nach dem Abtrünnigen geschickt, von den Verlockungen der traumartigen Stadt vom Weg abbringen.
Feridun Zaimoglu und Günter Senkel haben für ihr neues Stück ausgiebige Streifzüge durch München und seine Gegenden unternommen. ALPSEGEN ist eine Feier der Gegensätze. Urbane Gegenwart und ländliches Leben, orientalische Erzählfluss und nüchterne Realitätserkundung. Das Vergangene ist nicht vergangen, und die toten Seelen sind nicht tot. Das magische Denken rückt der Wirklichkeit zu Leibe, auf dass sie sich zeige.
"1974 kam ich nach München, es war ein Neubeginn, es war der Anfang meines deutschen Lebens. Wir lebten in München-Moosach. Bescheidene Verhältnisse, deutsche Sprache als Lust und Pflicht. Über München wusste ich nicht viel, ich kannte mich sehr gut in Moosach aus. Bunte Kaugummikugeln im Automaten. Gleichaltrige Mädchen mit Zöpfen, sie waren sehr hübsch. Bei Bobileit um die Ecke konnte ich zwei Groschenhefte gegen ein Heft tauschen. Ein Jahr dauerte es, dann war ich drin, ich verhaspelte mich nicht, ich sprach so, dass man mich verstand, ich spielte mit. Mit Bayern München ging für mich die Sonne auf. Anderthalb Jahrzehnte später wieder für lange Tage in München. Es war ein Rausch. Wie ist es jetzt? Viele Gecken, viele reiche Touristen, viel Tand und Tinnef. So ist es auch in anderen Städten. Auf München lasse ich nichts kommen. Alte Liebe." Feridun Zaimoglu
Regie: Sebastian Nübling, Bühne: Muriel Gerstner, Kostüme: Eva-Maria Bauer, Musik: Lars Wittershagen, Licht: Gérard Cleven, Dramaturgie: Julia Lochte
Mit: Benny Claessens, Gundi Ellert, Tim Erny, Peter Laib, Jochen Noch, Wiebke Puls, Michael Tregor, Kristof Van Boven