Wie lebt es sich in der jungen Generation, wenn Ordnungen und Regelsysteme gewaltsam oder schleichend aufgelöst werden, ohne dass man produktiv daran teilhaben kann? Aus drei markanten Texten, die eine Identitätssuche zwischen (Jugend-)Bewegung und (Jugend-)Depression verfolgen, erarbeitet der Regisseur Robert Borgmann ein theatrales Triptychon.
1. Die 1980 geborene serbische Autorin Barbi Marković hat aus Thomas Bernhards Roman „Gehen“ und dem Nachkriegs-Nachtleben Belgrads einen sprachgewaltigen zeitgenössischen Remix gemacht. Drei Clubberinnen ziehen halb verzweifelt, halb gelangweilt durch die Nächte der Stadt, um am Ende doch vor dem Fernseher zu landen, „wahrscheinlich endgültig“.
2. In seinem 1937 erschienenen Roman „Jugend ohne Gott“ zeigt Ödön von Horváth eine Schülergeneration, die zu anonymen Mitschwimmern einer diktatorischen Gesellschaftsmaschinerie gemacht werden. Dem Lehrer bleibt „im Zeitalter der Fische“ nichts als das Ausgehen nach Afrika.
3. Der junge Dichter Lenz sucht dem Ich- und Weltverlust zu entkommen, indem er ausgeht – durchs Gebirg, aus sich selbst. Er nistet sich beim Pfarrer Oberlin ein. Doch die Angst, sich nur ein Traum zu sein, treibt ihn in „entsetzliche Leere. – – So lebte er hin.“
Es spielen Simon Eckert, Anja Herden, Orlando Klaus, Martin Reinke, Laura Sundermann, Nora von Waldstätten, Musiker: Frank Raschke, Marius Bubat
Regie: Robert Borgmann; Bühne: Lena Thelen, Kostüme: Jana Brinkmann, Musik: Frank Raschke, Marius Bubat, Dramaturgie: Sybille Meier