Verliebt ist Asche auch – in Sonja, die für ihn wie ein unerreichbarer Stern ist. Denn Sonja ist Bodos Freundin. Dem Druck der Clique und einer nicht greifbaren Sehnsucht nach Leben folgend, gerät Asche immer tiefer in einen Strudel von Gewalt und Abhängigkeit, in den er auch seine Eltern und Sonja mit hineinzieht: Eine Katze wird an einen Baum gehängt, ein Auto explodiert, ein radikaler Rechtsanwalt findet sich im Rollstuhl und Asche im Gefängnis wieder. Träumt Asche oder lebt er in einem bösen Traum? Nicht wissend, wie ihm geschieht, wird er, der junge, sich nicht in der Welt zurechtfindende Mann, unfreiwillig zum Helden ...
Voller Absurdität und nicht ohne Komik untersucht Jean Michel Räber anhand der Geschichte Asches, in wieweit zum Schein verkommene traditionelle Familienstrukturen und der Verlust an Identität für Mitläufertum und Gewalt anfällig machen. Hierbei schafft er eine große Erzählung, deren starker Sog doch seltsam leicht wirkt. Und es gelingt ihm etwas Außergewöhnliches: Er nähert sich diesen schwierigen Themen mit größtem Lebensmut. BIS IN DIE WÜSTE wurde als herausragendes Stück mit dem Baden-Württembergischen Jugendtheaterpreis 2006 ausgezeichnet.
Das Stadttheater Gießen stellt dieses Stück in der Inszenierung von Astrid Jacob vor, die sich bereits in ihren Arbeiten DIE SEXUELLEN NEUROSEN UNSER ELTERN von Lukas Bärfuss und Dea Lohers UNSCHULD mit Fragen um den Zustand heutiger Familien- und Beziehungsstrukturen auseinandergesetzt hat. BIS IN DIE WÜSTE bildet einen Teil der Reihe zum Thema Familie, die das Stadttheater Gießen mit VERBENNUNGEN (Wajdi Mouhawad) und DER GOTT DES GEMETZELS (Yasmina Reza) eröffnet hat und der mit Tschechows DREI SCHWESTERN und DER ALTE TÄNZER UND ICH HABEN LIEBE GEMACHT von Tomo Mirko Pavlovic fortgesetzt werden wird. Der inhaltliche Zusammenhang der einzelnen Stücke dieses Generationen-Zyklus wird durch optische Verweise in den Bühnenräumen ergänzt.
Inszenierung: Astrid Jacob
Bühne: Lukas Noll
Kostüme: Thomas Döll
Mit: Irina Ries, Barbara Stollhans; Isaak Dentler, Markus Rührer, Gunnar Seidel, Benjamin Strecker