Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "Cavalo de Santo - Das Pferd des Heiligen" von Viviane Juguero nach einer Idee von Jessé Oliveira, Theater Krefeld und MönchengladbachUraufführung: "Cavalo de Santo - Das Pferd des Heiligen" von Viviane Juguero...Uraufführung: "Cavalo de...

Uraufführung: "Cavalo de Santo - Das Pferd des Heiligen" von Viviane Juguero nach einer Idee von Jessé Oliveira, Theater Krefeld und Mönchengladbach

Premiere Freitag, 6. Oktober 2017, 20.00 in der Krefelder Fabrik Heeder. -----

Im Rahmen der Reihe Außereuropäisches Theater. Inácio und Graça leben in einem winzigen Apartment in Brasilien. Tropische Pflanzen wuchern überall. Die Luft ist heiß und feucht. Auf einem alten Fernseher läuft Fußball. In einem Käfig sitzt ein seltener Vogel: ein großer blauer Ara.

Inácio isst Popcorn,– ein bisschen legt er auf den Congá, den Altar für die Orixás, die afrobrasilianischen Gottheiten. Dann klopft es ans Fenster. Graça verwandelt sich in einen evangelikalen Gläubigen, eine Diskussion über Moral entbrennt und endet in einen Tanz mit Exu, dem Götterboten, Sinnbild für Veränderung, Bosheit und Lüsternheit.

Besessen von brasilianischen Stereotypen führen Inácio und Graça durch die facettenreiche Identität des Landes: „Cavalo de Santo“,– Pferd des Heiligen, nennt sich in der afrobrasilianischen Religion derjenige, von dem ein Halbgott oder ein Geist aus der Vergangenheit Besitz ergreift. Wie in einem bunten Kaleidoskop verwandeln sich die beiden in Figuren aus dem brasilianischen Leben: Die junge Graça erzählt über ihr Leben zwischen Armut und sexueller Ausbeutung, der französische Tourist sucht nach schönen Stränden und schneller Liebe, die korrupte Polizistin lässt sich Stillschweigen und Leichenentsorgung bezahlen. Nicht fehlen darf natürlich der Fußball, Musik, Tanz und der brasilianische Karneval: Symbole eines Landes mit einer besonderen Geschichte, gespeist aus der Kultur der brasilianischen indigenen Bevölkerung, der afrikanischen Sklaven und der europäischen Kolonialherren. Die Ursprungskulturen wurden verschlungen, verdaut, Unbrauchbares ausgeschieden. Etwas Neues, Vielschichtiges und Eigenes entsteht.

Der Regisseur Jessé Oliveira lebt und arbeitet in Porto Alegre, Hauptstadt des südlichsten Bundeslandes Brasiliens. 2002 gründete er die afrobrasilianische Theatergruppe „“Caixa Preta““ (Blackbox), mit der er hauptsächlich Klassikerinszenierungen erarbeitet, in denen er afrobrasilianische Tradition mit heutigen Mythen und Archetypen verknüpft. Dabei arbeitet er mit der Autorin Viviane Juguero zusammen, die für das Theater Krefeld und Mönchengladbach im Rahmen der Reihe außereuropäisches Theater das Stück „Cavalo de Santo –- Das Pferd des Heiligen“ geschrieben hat. Er inszenierte bisher über vierzig Stücke und war zu zahlreichen Festivals in Brasilien, Uruguay, Argentinien, Venezuela, Chile und Cuba eingeladen. Oliveira arbeitet zum ersten Mal in Europa.

Übersetzung: Senia Hasičević

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

ATMENDE SKULPTUREN -- Stuttgarter Ballett in der Saison 2025/2026

Tänzerische Vielfalt wird großgeschrieben! "Oh Dear" von Fabio Adorisio, Choreograf und Solist des Stuttgarter Balletts, beschäftigt sich mit der unheimlichen Welt von Franz Kafka. Inspiriert vor…

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHAUSPIEL VON PETER WEISS IM LANDTAG VON BADEN-WÜRTTEMBERG - die nächste Saison im Schauspiel Stuttgart

Ein interessantes Programm mit ungewöhnlichen Spielorten bietet das Schauspiel Stuttgart in der nächsten Saison an.  

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHWEBENDE MELODIELINIEN -- Neue CD "Farasha" mit Sindy Mohamed (Viola) bei Berlin Classics

Dass auch die Viola als Instrument einen durchaus geheimnisvollen Zauber besitzt, beweist diese Neuaufnahme. Hier wird die Metamorphose eines Schmetterlings musikalisch dargestellt. "Farasha" ist…

Von: ALEXANDER WALTHER

VIRTUOSE LÄUFE UND KOLORATUREN -- Neue CD mit der Mezzosopranistin Megan Kahts bei Solo Musica/

Auf dieser CD lernt man die beiden Barockkomponisten Georg Friedrich Händel und Johann Adolph Hasse noch näher kennen. Sie waren zwei berühmte Meister, die nicht nur durch die Wechselbeziehung zu…

Von: ALEXANDER WALTHER

PLÄDOYER FÜR EINEN UNTERSCHÄTZTEN -- Neue CD mit Orchesterwerken von Max Reger beim Label Ondine

Zu Recht kann man sagen, dass Max Reger als Komponist immer noch unterschätzt ist. Dies beweist einmal mehr die interessante Neuaufnahme mit Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin op. 128 sowie "Eine…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche