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Uraufführung: "Die Leiden des jungen Osman" von Sema Meray. Theater Heilbronn

Premiere am 21. März 2014, 20 Uhr, Kammerspiele. -----

Junge türkische Männer hätten es in Deutschland besonders schwer, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, meint Sema Meray, die Autorin und Regisseurin des Stücks „Die Leiden des jungen Osman“. Viele von ihnen bekämen von den Vätern und Müttern die Verantwortung für die Familienehre aufgebürdet und spüren aber, dass ihr traditioneller Ehrenkodex mit den westlichen Werten kollidiert.

Deshalb untersucht Sema Meray, Film und Fernsehschauspielerin, Autorin und Regisseurin, in ihrem zweiten Theaterstück die Rolle der jungen türkisch-muslimischen Männer in Deutschland und sie führt auch Regie. „Die Leiden des jungen Osman“ ist ein Auftragswerk des Theaters Heilbronn.

Osman, der 19-jährige Sohn türkisch-muslimischer Eltern, hat gerade sein Abitur bestanden und möchte am liebsten Literatur studieren. Seine ältere Schwester Hülya, die er abgöttisch liebt, unterstützt ihn, aber seine Eltern haben andere Pläne. Der Vater Ekrem wünscht, dass Osman in sein Exportgeschäft einsteigt. Dieses ernährt nicht nur die Familie. Es sorgt auch dafür, dass sie bestens in der türkischen Community vernetzt ist. Man hilft sich untereinander – steht aber auch sehr unter Beobachtung. Mit großem Missfallen sehen einige aus ihrem Umfeld das Verhalten von Hülya. Sie studiert, geht nachts aus, obwohl ihre Eltern doch längst einen Mann für sie ausgesucht haben.

Die Mutter Zeliha ist verzweifelt und wütend auf Hülya. Denn ihretwegen gerät die Familie immer mehr unter Druck, in der Moschee wird über sie geredet, die Kunden kehren dem Vater den Rücken. Die Eltern verlangen, dass Osman etwas in der »Familiensache Ehre« unternimmt und seine Schwester wieder auf den rechten Weg bringt. Plötzlich taucht Oliver, Osmans bester Freund, wieder auf. Ein Jahr lang war er verschwunden. Jetzt ist er völlig verändert, zum Islam konvertiert und viel strenger in diesem Glauben, als Osman es je war. Auch ihm ist Hülyas Lebensweise ein Dorn im Auge ...

Mit diesem Stück setzt das Theater Heilbronn seine Auseinandersetzung mit der Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland konsequent fort. Dies ist ein zentrales Thema für die Stadt Heilbronn, die den dritthöchsten Anteil von Bewohnern mit Zuwanderungsgeschichte in Deutschland hat – bei den unter 18-Jährigen sind es über 60 Prozent. Inszenierungen am Theater Heilbronn, die diese Thematik bereits aufgegriffen haben, waren die Uraufführung von „heimat.com“, die Uraufführung „Tito, mein Vater und ich“ oder auch „Türkisch Gold“ (das hier schon die sechste Spielzeit läuft).

Sema Meray setzt sich aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen sehr engagiert mit dem Leben ihrer türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland auseinander. Unter anderem schrieb sie 2005 das Theaterstück »Wegen der Ehre« über Yale, eine in Deutschland geborene Türkin, die sich von ihrem ungeliebten Ehemann trennt. ...

Sema Meray

Geboren in Mersin/Türkei, wuchs Sema Meray in Deutschland auf. Sie arbeitet als Autorin, Sprecherin und Schauspielerin für Theater, TV und Kino (u. a. „Die Anrheiner“, „Zeit der Wünsche“ „Lindenstraße“", „SOKO Köln“, „Tatort“, „In aller Freundschaft“, „Alarm für Cobra 11“, „Unter Verdacht“, „Evet, ich will“ 2009, „Habib Rhapsody“ 2013). 2005 schrieb sie das Theaterstück „Wegen der Ehre“ (UA 2005 in Köln); 2012 erschien ihr Roman „Das Rosenamulett“.

Für „Die Leiden des jungen Osman“ hat das Theater ein Ensemble fast ausschließlich aus Gästen engagiert.

Inszenierung: Sema Meray

Ausstattung: Karin von Kries

Dramaturgie: Johannes Frohnsdorf

Mit: Serkan Durmus (Osman), Banafshe Hourmazdi (Hülya), Oliver Firit (Oliver), Nizam

Namidar (Ekrem), Serpil Simsek-Bierschwale (Zeliha)

Nächste Spieltermine: 24. März, 11 + 20 Uhr; 10. April 20 Uhr; 11. April, 11 +20 Uhr; 27.

April, 20 Uhr; 28. April, 11 Uhr

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg fördert das

Theaterstück mit 50 000 Euro aus dem Innovationsfonds Kunst. Die Jury hat das Konzept des

Theaters Heilbronn unter 263 eingereichten Projekten ausgewählt. Es gehört zu den 15

geförderten Vorhaben aus dem Bereich "Interkulturelle Kulturarbeit". Partner ist die

Heilbronner Stabsstelle für Integration.

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