In seiner legendären FAUST-Inszenierung in Frankfurt am Main stellte er 11 Fausts, 14 Gretchens und einen Mephisto auf die Bühne und ließ sie die Verse skandieren. In seinem monumentalen Essay-Buch DROGE FAUST PARSIFAL las Schleef Goethes FAUST dann ausschließlich als Chor-Text, als rauschhafte, durch Drogen gespeiste Beschwörung einer Utopie stiftenden Gemeinschaft. Ihr stellte er das Subjekt gegenüber, den Menschen, der „Ich“ sagt, und beschrieb dessen Ausstoß aus der chorischen Masse durch Verrat. „Droge und Utopie einer Gemeinschaft sind untrennbar miteinander verbunden. / Faust hört die Engel, Wahnfiguren, im Drogenrausch. / Engel und Weiber antworten in inbrünstigen Chören. / Faust steht der Neue Bund kurz bevor, der Teufel wartet vor der Tür.“ (Einar Schleef)
Das Drama, also auch das Theater, findet als Produktion von isolierten Opfern statt. Literarisch und politisch. Armin Petras kontrastiert in seiner Lecture Performance Einar Schleefs Essay mit jenen Theatertexten, mit denen dieser seinen motivischen Glaubenskampf zwischen Gemeinschaft und Individuum austrägt. Ein theaterwissenschaftlicher FAUST-Kampf? Dabei ist „Blut … ein ganz besonderer Saft“, schon seit die Tischgemeinschaft des Abendmahls den Leib Christi als Droge etablierte. Und auch Faust konsumiert: Tod, Jugend, Sex, Geld und Krieg. Ist FAUST Ego-Trip oder Utopie-Sucht? Wie viel Droge braucht der Mensch? Dies ist der Ausgangspunkt für eine Reise durch die Schattenlandschaften der deutschen Literaturgeschichte, im Rhythmus der radikalen Subjektive Einar Schleefs.
Anja Nioduschewski
mit Thomas Lawinky, Anja Schneider, Berndt Stübner
Regie: Armin Petras
Bühne: Patricia Talacko
Video: Rebecca Riedel
Licht: Norman Plathe
Dramaturgie: Anja Nioduschewski
Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin