Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: »Marathon: 2 Stunden, 4 Minuten, 55 Sekunden« in BerlinUraufführung: »Marathon: 2 Stunden, 4 Minuten, 55 Sekunden« in BerlinUraufführung: »Marathon:...

Uraufführung: »Marathon: 2 Stunden, 4 Minuten, 55 Sekunden« in Berlin

Ein Stück von JOACHIM MEYERHOFF

Premiere am 13. April, 19.30 Uhr im Maxim Gorki Theater.

» Freuet euch! Wir siegen! mit diesen Worten kündigte der Läufer Pheidippides den Sieg bei Marathon den versammelten und wegen des Ausgangs der Schlacht bekümmerten Achonten an, und sowie er sie ausgesprochen hatte, fiel er tot nieder und hatte also seinen letzten Atem auf diese fröhliche Botschaft verwendet.« (Lukian)

Immer mehr Menschen weltweit suchen in den großen Metropolen die Herausforderung des Marathonlaufs. Die vierzig Kilometer der ersten Olympischen Spiele wurden erst 1908 in London auf die berühmten 42,195 Kilometer verlängert, der Distanz zwischen Windsor Castle und dem Stadion, damit die königliche Familie den Lauf bequem vom Balkon verfolgen konnte. In unheroischen und an Herausforderungen armen Zeiten trägt die Legende vom Tod des ersten Läufers wesentlich zur Faszination bei. Und tatsächlich sterben auch heute noch immer wieder einzelne Teilnehmer, meistens wegen nicht vollständig auskurierter Erkrankungen. Der Ablauf eines Marathonlaufes ist mit einem dreiaktigen Drama vergleichbar: die Vorbereitungs- und Startphase, in der Menschenmassen in unzähligen Dixi-Klos geräuschvoll versuchen, sich ihrer Ängste zu entledigen, um dann, nachdem sie, je nach Laufbestzeit, in ihren Gruppen lange auf den Start gewartet haben, endlich frohen Mutes, vom Terror der krudesten Musikmischung begleitet, in die ersten Kilometer loslaufen zu können. In der zweiten Phase, wenn der Stoffwechsel von Kohlenhydrat- auf Fettverbrennung umschaltet, begegnen viele dem berüchtigten »Mann mit dem Hammer«, die Beine werden schwer, die Zeit dehnt sich ins Endlose, bis als Erlösung Endorphine den »runner’s high« auslösen und die Schmerzen von euphorischem Delirium überlagert werden, in dem man in wildeste Traumszenarien reisen kann. Schließlich das Ziel, der Erfolg, die warmen Decken die den Eingetroffenen umgehängt werden, die Massageliegen und die Rückkunft in die Wirklichkeit. Vielleicht wartet aber am Ende doch der Tod.

»Marathon: 2 Stunden, 4 Minuten, 55 Sekunden« ist ein zwei Stunden, vier Minuten und fünfundfünfzig Sekunden dauernder Abend über eine Handvoll Menschen, die laufen, die sich freiwillig quälen, um ihr verlorengegangenes Glück an der Grenze zu suchen.

Der Regisseur Joachim Meyerhoff inszeniert nach SAUNA – EINE HOMMAGE und WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO, WIE ES NIE WAR ? zum dritten Mal einen eigenen Text am Maxim Gorki Theater.

Regie Joachim Meyerhoff Ausstattung Sabine Volz

Mit Anya Fischer, Bettina Hoppe, Francesca Tappa; Ulrich Anschütz, Thomas Bischofberger, Horst Fischer, Tim Hoffmann, Wolfgang Hosfeld, Rainer Kühn, Thomas Müller, Dietmar Obst, Felix Rech u.a.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Scheinheilig -- "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertold Brecht im Schauspielhaus Düsseldorf

Eine Maschine die alles vereint: Fleischwolf, Transportband, Verbrennungsofen, multifunktional, dominiert die Bühne im Düsseldorfer Schauspielhaus. Aus ihren zwei großen Röhren, quellen ganz langsam…

Von: Dagmar Kurtz

MELODISCHER ZAUBER -- Neue CD: "Segovia" - Carlotta Dalia spielt auf einer seltenen Hauser-Gitarre bei Berlin Classics

Die junge Gitarristin Carlotta Dalia aus Italien spielt hier auf einer historischen Gitarre, die vom deutschen Gitarrenbauer Hermann Hauser für den berühmten spanischen Gitarristen Andres Segovia…

Von: ALEXANDER WALTHER

SINGENDE MELODIE -- Neue CD: Ludwig van Beethoven - Klaviersonaten Edition 2 mit Moritz Winklemann bei Berlin Classics

Auch die neue CD mit dem Stuttgarter Pianisten Moritz Winkelmann überzeugt aufgrund einer klaren künstlerischen Aussage. Für Winkelmann ist das Allegro der Klaviersonate Nr. 9 in E-Dur op, 14/1…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERANKERUNG IN RITUALEN -- "Muttertier" von Leo Lorena Wyss im Kammertheater STUTTGART

"Ich verstehe dich...Aber immer, wenn ich den Mund öffne, immer wenn ich etwas sagen will, dann ist da nur der Muttermund..." Drei Geschwister tollen, taumeln und tauchen im Becken eines Hallenbads.…

Von: ALEXANDER WALTHER

JUGENDLICHE SCHWUNGKRAFT -- 6. Staatsorchesterkonzert im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Sehr jugendlich wirkt Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 1 in c-Moll op. 11. Sie trägt noch die Handschrift der Streichersinfonien. Und stellenweise blitzt sogar der Einfluss der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche