Dabei knüpft ihr ungewöhnliches Spiel mit traditionellen Symbolen, Techniken und Volkstänzen stets den Bezug zum Jetzt: Bleibt die Community von gestern die Sehnsucht von heute? Wo liegt der Widerstand in Kreuzstich und Kreuzschritt? Was sind Fragmente und Dokumente unserer Aneignung? Die multimediale Performance aus Klang, Objekten, Installation und Tanz nutzt die Idee der Gleichzeitigkeit und eröffnet den verschiedenen Perspektiven einen neuen Raum.
Mj’a sin – Verflechtungen ist eine Suche nach dem Unausgesprochenen und der Versuch, den kulturellen Raum der Diaspora neu zu betreten: Das Wechselspiel der unterschiedlichen Ästhetiken beider Künstlerinnen im Umgang mit denselben Elementen, Fragmenten und Aufzeichnungen untersucht Möglichkeiten, Verschwiegenes hörbar zu machen.
Jasmin İhraç, geboren 1981, wuchs in Köln auf. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Nach ihrem Soziologie Diplom an der Freien Universität Berlin Berlin, studierte Jasmin İhraç am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz (HZT) in Berlin (u.a. in Projekten von Boris Charmatz, Anne Collod, Rosalind Crisp und Eva Karczag). Ihr Interesse gilt Tanz an der Schnittstelle von Theorie und Praxis und dem Zusammenspiel von Kunst und politischem Aktivismus. Das Solo Trois Voies zum Thema Rekonstruktion und Autorschaft wurde erstmals auf der 2. Biennale Tanzausbildung in Essen gezeigt und im Anschluss im Roten Salon der Volksbühne Berlin (Überstürztes Denken von Marcus Steinweg). Mit dem Performance Kollektiv fanni fraktal war sie Stipendiatin des Programms Tanzrecherche NRW an der Brotfabrik Bonn. Sie performte in Anarchiv #3 Songs of Love and War von deufert+plischke (u.a. BIT Teatergarasjen Bergen, Kampnagel Hamburg, Tanzquartier Wien). Seit dem Projekt Autour de la Table steht sie in engem Austausch mit Çatı Dans Istanbul. Ihr Solo iz-le hatte im März 2013 im Bethanien in Berlin Premiere (weitere Spielorte 2013/14: Çatı Dans Istanbul, Tanzfabrik Berlin, Schaubühne Lindenfels Leipzig). Neben ihrer choreografischen und tänzerischen Tätigkeit arbeitet Jasmin als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt Verzeichnungen. Medien und konstitutive Ordnungen von Ar-chivprozessen der Aufführungskünste (HMT Leipzig/HZT Berlin).
Silvina Der-Meguerditchian wuchs als Enkelin armenischer Großeltern in Argentinien auf und arbeitet heute als Bildende Künstlerin in Berlin. In ihrer Arbeit wird die Erinnerung an die Vertreibung und das Verschwinden der Armenier aus ihrer Heimat immer wieder zum Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung. Dabei steht der eigentliche Prozess des Verbindens und Auflösens, der Konstruktion und Dekonstruktion von Identität stets im Fokus. Zu ihren wichtigsten Ausstellungen zählen Urbane Realitäten – Fokus Istanbul (Berlin, Martin-Gropiusbau, 2005), Reality Crossing (Fotofestival Mannheim / Ludwigshafen / Heidelberg, 2007) sowie ihre Soloshow Die Textur der Identität (Centro Cultural Recoleta, Buenos Aires, 2004). 2005 gründete sie die virtuelle Dialog-Plattform für zeitgenössische armenische Künstler www.underconstructionhome.net. 2007 kuratierte sie die erste Off-Repräsentation der armenischen Diaspora während der 52. Biennale in Venedig. Am Ballhaus Naunynstraße war Sie 2008 beim Kaffeehausparcours Kahvehane – Turkish Delight, German Fright? und 2012 als eine von fünf Künstlerinnen an dem Parcours §301 – Die beleidigte Nation mit ihrer Arbeit Deep Sea Fish sowie der Ausstellung Geleerte Wörter – Geleerte Bilder beteiligt.
20.-22.12.2013, 20 Uhr