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Uraufführung: „Morgen in Katar“ von Theresia Walser - Auftragswerk für das Staatstheater Kassel

Uraufführung: Sonntag, 2. März, 19.30 Uhr, Schauspielhaus

 

Eine skurrile, poetische Komödie, die in einem Großraumwagen spielt. Auf offener Strecke bleibt der Zug plötzlich stehen.

Personenschaden! Nach anfänglichem Entsetzen nehmen die Gespräche der bunt gemischten und illustren Reisegesellschaft ihren Lauf. Geschäftspartner, Verwandte und Bekannte werden per Mobilfunk über den Stand der Dinge informiert. Man erzählt einander von ähnlichen Unfallerlebnissen, den kleinen Katastrophen des Alltags, von Gott und der Welt und all den wichtigen Terminen, die man jetzt verpasst. Schließlich hat man keine Zeit zu verschenken. Man war ja unterwegs zu großen Zielen. „Die Welt von morgen trifft sich in Katar.“ Bei Wein und Sektchen lösen sich die Zungen. Man kommt sich näher, wird langsam eine verschworene Schicksalsgemeinschaft. „Alles kommt, wie’s kommt, wenn’s kommt.“ Während dessen berichtet der Schaffner, was draußen vor sich geht: Dass die Polizei eingetroffen und wie schwierig es ist, hierher zu gelangen, dass man noch warten müsse.

 

Zwischendurch wird leise Musik eingespielt, eine Art Trauerbläsermusik. Freigetränke werden ausgeschenkt. Das Mädchen mit dem Minibarwagen kommt immer wieder vorbei. Aus dem Warten, dem Mutmaßen, dem Schimpfen, dem Anekdotisieren und Stöhnen wird ein wildes Besäufnis, ein makabres Gelage, bei dem bald keiner mehr der Gleiche zu sein scheint, der einmal in diesen Zug gestiegen ist. Hier, im Niemandsland, konfrontieren die Reisenden einander mit ihren Plänen, Ängsten, mit versponnenen Reflexionen und Lebenstheorien und produzieren eine Gesprächsmelodie, die absurd und komisch ist.

 

Regie führt Schirin Khodadadian, die u. a. bereits höchst erfolgreich das Walser-Stück „So wild ist es in unseren Wäldern schon lange nicht mehr“ in Kassel inszeniert hat.

 

Theresia Walser, 1967 in Friedrichshafen geboren, ist Autorin zahlreicher Theatertexte (u. a. „Das Restpaar“, „King Kongs Töchter“, „So wild ist es in unseren Wäldern schon lange nicht mehr“, „Wandernutten“ und „Die Liste der letzten Dinge“) und erhielt zahlreiche Preise, u. a. wurde sie 1998 in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute zur besten Nachwuchsautorin gewählt, 1999 zur besten deutschsprachigen Autorin.

 

 

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