Die Autorin geht, anlässlich des 100 Jahre zurückliegenden Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, in ihrem Auftragswerk für das Schauspielhaus Wien vom auslösenden Moment dieses Kriegs aus, dem bis heute folgenreichsten politischen Attentat der Weltgeschichte: In Princip konzentriert sich Srbljanovic auf jene Gruppe junger anarchistischer Terroristen um den 18-jährigen bosnischen Serben Gavrilo Princip, die den Mord an dem österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo verübte.
Princip ist indes keine historische Arbeit; um Zeitkolorit geht es der Autorin entschieden nicht.
Ausgehend von der unmittelbaren Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs, spürt sie der Frage nach, welche Formen der Nationalismus im gegenwärtigen Europa angenommen hat. Srbljanovic berücksichtigt in Princip neben unzähligen historischen Quellen auch Ereignisse der jüngsten europäischen Geschichte, thematisiert etwa die Ermordung des ersten demokratisch gewählten Regierungschefs Serbiens, des Premiers Zoran indic 2003 durch anti-westliche Nationalisten – und versteht ihr Stück auch als hochaktuellen Diskussionsbeitrag zu Idee und „Ethik“ des Terrorismus.
Biljana Srbljanovic
geboren 1970 in Belgrad. Studium der Dramaturgie- und Theaterwissenschaften an der Akademie für
dramatische Kunst in Belgrad, wo sie ab 1997 als Lehrbeauftragte tätig war. 1995 schrieb sie ihr erstes
Stück Belgrader Trilogie, das international für Aufmerksamkeit sorgte (UA 1997, Jugoslovensko Dramsko Pozorište in Belgrad; 1998 eingeladen zur Biennale nach Bonn). Während der Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien im Jahr 1999 veröffentlichte sie unter anderem im Spiegel Tagebuchaufzeichnungen, kritische Situationsberichte und Essays, die sie international bekannt machen. Stücke: u.a. Familiengeschichten (UA 1997, Belgrad; 1998 auf dem Theaterfestival von Novi Sad als bestes Stück ausgezeichnet; DEA 1999 am Hamburger Schauspielhaus), Der Sturz (UA 2000 in Budvar), Supermarket. soap opera (UA 2001 bei den Wiener Festwochen, Auftragswerk der Schaubühne Berlin und der Wiener Festwochen), God save America (UA 2003 in Belgrad), Heuschrecken (DEA 2006, Staatstheater Stuttgart, von der Zeitschrift Theater heute als eines der besten ausländischen Dramen des Jahres ausgezeichnet), Barbelo (DEA 2009, Schauspiel Essen) sowie Das Leben ist kein Fahrrad (UA 2011, Schauspielhaus Bochum). Zahlreiche Auszeichnungen: u.a. Ernst-Toller-Preis (1999), Europe Prize New Theatrical Realities (2007, Europa-Preis für das Theater, Thessaloniki). Srbljanovic lebt als freie Autorin in Paris.
Aus dem Serbischen von Vukan Mihailovic de Deo und Aleksandra Pejovic
Mit: Nicola Kirsch, Florian von Manteuffel, Gideon Maoz, Martin Vischer, Simon Zagermann
Regie: Michał Zadara
Bühne: Michał Zadara
Kostüme: Henriette Müller
Musik: Barbara Wysocka