Augenzwinkernd verteidigte sich der 72-jährige Rossini mit diesem Nachsatz auf der letzten Partiturseite der Messe bei dem Allmächtigen. Er wusste, dass er mit seinem musikalischen Testament irritierte, vor allem diejenigen, die angesichts seines Alters und bevorstehenden Todes eine Art Requiem von ihm erwarteten.
Dabei basiert das Werk durchaus auf einem ernsten Grundton, der am Glauben festhält, Zweifel aber nicht leugnet. Dieses schelmisch Zweifelnde findet schon in außermusikalischen, ironisch-humorvollen Anspielungen Ausdruck, wie dem Titel Petite Messe Solennelle (Kleine feierliche Messe), der Tempobezeichnung des Credo als Allegro cristiano oder der Anzahl der Sänger, die Rossini mit zwölf Sänger und drei Geschlechter: Männer, Frauen und Eunuchen in Anlehnung an die zwölf Apostel und Jünger Jesu angibt. Meine ernsteste Musik ist immer noch nur semiseria, dessen war sich der Komponist bewusst.
Komponiert ist die Messe für Solisten, Chor, zwei Klaviere und Harmonium. 1864 wurde sie zur Einweihung der Privatkapelle der Comté Pillet-Will uraufgeführt. Drei Jahre später orchestrierte Rossini das Werk. In dieser Fassung inszeniert und choreographiert Urs Dietrich es als Tanzabend mit dem Bremer Tanztheater, Gesangssolisten und dem Chor des Bremer Theaters sowie den Bremer Philharmonikern auf der großen Bühne am Goetheplatz. Nicht nur der Choreograph widmet sich damit erstmals der musikalischen Gattung einer Messe unter musikalischer Live-Darbietung, auch die Petite Messe Solennelle erlebt ihre Premiere als szenische Umsetzung auf einer Tanz- und Theaterbühne. Rossini, dem großen Opernkomponisten, hätte diese Idee sicherlich gefallen, stellt sie sein kirchenmusikalisches Werk doch in den Raum, dem sein Schaffen gegolten hat.
Urs Dietrich
Inszenierung und Ausstattung
Urs Dietrich
Choreographie
Thomas Eitler
Musikalische Leitung
Thomas Eitler
Chöre