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Uraufführung: "Umständliche Rettung" von Martina Clavadetscher im Schausiel Essen

Premiere: 28. April 2017, 19:00 Uhr, Casa. -----

Siegerstück der 4. Essener Autorentage „Stück auf!“ 2016. -- Die Mikrobiologin Yamila Hanna Bach reist zu Forschungszwecken nach Sodiryia, eine Stadt jenseits des Jordans, die freudig Konsumgüter verschlingt und im Abfall erstickt. Während Yamila sorgfältig ihrer Arbeit nachgeht, Bodenproben sammelt und nach Berlin schickt, geschehen immer wieder rätselhafte Dinge.

Dazu zählen ihre Begegnungen mit El-Arad, der an einem Tag Fleischer, am nächsten Schnaps-verkäufer und am übernächsten Pilot von Kleinflugzeugen ist und mit dem sie zu guter Letzt gemeinsam in einer Vorabendserie auftaucht. Was geht hier vor? Und schon findet sich Yamila in einem Verhör wieder. Dem Untersuchungsrichter hilft Baganja, El-Arads Nachbarin, auf die Sprünge: Yamila ist ganz offensichtlich ein Engel – und zwar nicht irgendeiner, sondern der von den alten Überlieferungen angekündigte! Und scheinbar will sie El-Arad vor dem drohenden Untergang der Stadt retten.

Das ist nach Baganjas Ansicht aus gleich zwei Gründen unfair: Erstens ist El-Arad kein guter Mensch, und zweitens lebt er in ihrer Wohnung, seit ihr Vermieter sie dort rausgeschmissen hat. Ganz klar: Der Engel muss sich in der Adresse geirrt haben. Die Rettung steht Baganja zu! Und dieses Verhör ist ihre einzige Chance. Yamila selbst weiß überhaupt nicht, was alle von ihr wollen: Sie ist kein Engel und retten will sie auch niemanden! Überhaupt scheint es sehr fragwürdig, wer hier ein Recht auf Rettung hat.

In ihrem mit dem Jury-Preis der Essener Autorentage „Stück auf !“ 2016 ausgezeichneten Theaterstück überschreibt die Schweizerin Martina Clavadetscher den biblischen Mythos von Lots Errettung aus den untergehenden Städten Sodom und Gomorrha und zeigt, dass es manchmal vielleicht nur eines einzigen Menschen bedarf, der das „letzte Gramm Gold“ in uns zu entdecken vermag, um gerettet zu werden: eine im wahrsten Sinne des Wortes merkwürdige, rätselhafte Geschichte, in der die junge Autorin mit viel Humor und Poesie von der nahenden Apokalypse einer kapitalistischen und wachstumsorientierten Gesellschaft, von der Sehnsucht nach Erlösung, Rettung und Gerechtigkeit erzählt.

Gefördert durch eine Privatspende von Marianne Kaimer.

Regie führt Thomas Ladwig. Seit 2010 arbeitet gebürtige Essener als freier Regisseur u. a. am Theater Aachen, am Theater Lüneburg, am Landestheater Schwaben, am Schauspielhaus Bochum und mit „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“, „Kaspar Häuser Meer“, „Die Wanze“, „Die Opferung von Gorge Mastromas“ und „Alles ist erleuchtet“ seit 2011 mehrfach auch am Schauspiel Essen. Für seine hiesige Inszenierung von Jonathan Safran Foers Roman „Alles ist erleuchtet“ wurde er in der Kritikerumfrage 2015 der Fachzeitschrift Theater heute als bester Nachwuchsregisseur nominiert.

Es spielen: Jaëla Carlina Probst, Jan Pröhl, Silvia Weiskopf und Jens Winterstein.

Bühne und Kostüme: Martina Stoian;

Dramaturgie: Vera Ring.

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