Dabei beschreitet die Produktion gleich in zweierlei Hinsicht innovative Wege. Zum einen ist dokumentarisches Tanztheater ein relativ neues und in Deutschland noch sehr selten vertretenes Genre. Zum anderen steht die mixed-abled Zusammensetzung des Ensembles immer noch quer zur normalen Besetzungspraxis von Tanzkompanien. upDATING YOU arbeitet mit professionellen Tänzern mit und ohne Behinderung, erweitert durch das virtuelle Ensemble der Internet-User, die über eine Social Media-Kampagne zum Mitmachen motiviert werden. Via Live-Streams und Chats verfolgen sie die Proben – und gestalten diese durch ihre Kommentare gleichzeitig mit. Der künstlerische Entstehungsprozess wird damit zum wesentlichen Bestandteil der Performance. Der sozialpolitische Ansatz der Produktion bildet sich nicht nur im Internet ab. Er wird dort gespiegelt.
Digitale Weiten – Nähe auf Knopfdruck
Die Flexibilisierung von Arbeit und Gesellschaft wäre in dem von der globalisierten Welt verlangten Ausmaß nicht denkbar ohne das Internet. Das Netz birgt enorme Chancen für den Wissensaustausch und die Ökonomie; es bietet ganz neue Möglichkeiten für die soziale und kulturelle Interaktion. Doch die Allgegenwart des Digitalen ist ambivalent. Nicht nur weil das Netz uns schon jetzt besser zu kennen scheint als wir selbst. Persönliche Beziehungen verlagern sich immer häufiger in den virtuellen Raum und werden dort verhandelt und gelebt. Doch welche Konsequenzen hat das auf der menschlichen und emotionalen Ebene? Und was passiert mit allen denen, die technologisch oder wirtschaftlich abgehängt sind wie zum Beispiel Senioren und sozial Schwächere?
Eine Kooperation der DIN A 13 tanzcompany/Gerda König und dem Videokünstler Ralf Jesse, produziert vom Verein VisAbility e.V
Mitmachen – so geht’s
Die Recherche für upDATING YOU besteht aus ausführlichen, persönlichen Interviews, die mit der Videokamera dokumentiert und festgehalten werden. Gefragt wird nach den Erfahrungen auf Dating-Seiten, in Foren, auf Facebook oder bei Tinder – und danach, welche Rolle das Internet in der Kommunikation mit dem Partner spielt. Das Ergebnis führt weg vom Individuellen, zum größeren Bild. Wie formt das Internet unsere Identität? Wo liegt das Potenzial, wo liegen die Grenzen von virtuellen Beziehungen? Überwindet das Internet soziale Barrieren oder fördert es sie?
Wer mitmachen will: vor.sommerblut.de/updating-you-mitmachen/
DIN A 13 tanzcompany
1995 von der Choreographin Gerda König gegründet, vereint DIN A 13 tanzcompany Tänzer und Tänzerinnen mit unterschiedlichen Körperlichkeiten und zählt mittlerweile zu den profiliertesten mixed-abled Tanzensembles weltweit. Der künstlerische Ansatz von DIN A 13 kreist um die Diversität, die Erforschung und Sichtbarmachung der Bewegungsqualität „anderer Körper“. Die Company hinterfragt Sehgewohnheiten und Normideale des zeitgenössischen Tanzes. Sie löst vermutete Grenzen und Wertungen zwischen körperlichen Besonderheiten und tänzerischer Höchstleistung auf und zielt auf den Dialog mit dem Publikum. Das Unerwartete eines anderen Körpers wird zur ästhetischen Erfahrung und setzt neue Qualitätsmaßstäbe. Seit 2005 entstanden in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Koproduktionen mit regionalen und internationalen Künstlern in Äthiopien, Südafrika, Brasilien, Kenia, Ghana, Senegal, Sri Lanka, Venezuela und Israel, die erfolgreich international touren.
Mehr Informationen: www.din-a13.de
Gerda König / Künstlerische Leiterin DIN A 13 tanzcompany
Die 1966 in Köln geborene Choreographin Gerda König studierte Psychologie an der Universität in Köln. 1991 begann ihre intensive Beschäftigung mit dem Medium Tanz. Nach ihrer Mitarbeit im Ensemble Mobiaki und bei der Paradox-Dance-Company gründete sie 1995 die DIN A 13 tanzcompany, die zu den weltweit führenden mixed-abled Tanzensembles gehört. Seither arbeitet sie als künstlerische Leiterin und Tänzerin des Ensembles und inszeniert zahlreiche abendfüllende Produktionen, die auf internationalen Tanzfestivals in Europa, in Nord- und Südamerika gastieren. Ihre langjährigen Erfahrungen in der künstlerischen Arbeit von TänzerInnen mit und ohne körperliche Behinderungen zeigte sie bei diversen Auftragschoreographien, unter anderem in den USA, Südafrika und Äthiopien. 2005 initiierte Gerda König das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt Dance meets differences, um über den Tanz einen Austausch zwischen den Kulturen zu schaffen und neue mixed-abled Kompanien auf verschiedenen Kontinenten zu etablieren.
Ralf Jesse / Filmemacher und Videokünstler
Ralf Jesse studierte Philosophie, Anglistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln. Er beschäftigte sich neben dem Studium intensiv mit der Pochoir/Stencil-Graffiti-Kunst und initiierte und organisierte 1991 mit der galérie éphémère, dem ‚Museum des Flüchtigen‘, die weltweit erste Dauerausstellung für Stencil-(Schablonen)-Graffiti im Seminargebäude der Universität Leipzig. Nach dem Studium arbeitete er als Redakteur für das WDR-Kinderprogramm, seit 2000 ist er als freischaffender Autor, Regisseur, Kameramann und Cutter tätig, beschäftigt sich für verschiedene Sender mit dem Kinder- und Kulturprogramm und gründete die Dokumentarfilm-Gruppe kinder-doc.
Daneben entwickelte er mit der Gruppe kanak tv einen autonomen Ansatz zur medialen Repräsentation von Migration und Migranten, arbeitete für die Kulturprogramme der ARD und für das Kubus-Magazin des Goethe-Instituts. Seine Langzeitdokumentation Die Geduldeten über das Schicksal unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Deutschland (2005-2008, arte/WDR) wurde gefördert von der Kulturstiftung des Bundes und war für den Deutschen Menschenrechtspreis und den Medienpreis der Kindernothilfe nominiert.
Über VisAbility e.V.
VisAbility e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der im November 2014 von Mitgliedern mit und ohne Behinderung gegründet wurde. Ziel des Vereins ist es, mit Stigmatisierung zu brechen und die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu stärken, um gleichberechtigte Akteure in der Gesellschaft zu werden. VisAbility fordert Respekt, Toleranz und Verständnis für Menschen mit Behinderungen in allen Ebenen der Gesellschaft. Körperliche und geistige Vielfalt ist kein Nachteil, sondern eine Chance für die Gesellschaft. Der Verein fördert die Bildung und Vernetzung lokaler Akteure und Institutionen zur Stärkung des Schutzes von Menschen mit Behinderung. Der Verein betreibt aktiv kulturellen Austausch und fördert kulturelle Initiativen und Künstler, die im mixed-abled Tanz- und Theaterbereich tätig sind.
Konzept/Künstlerische Leitung: Gerda König und Ralf Jesse
Choreographie: Gerda König und Giada Scuderi
Videokünstler: Ralf Jesse
Tänzer: Alma Edelstein, Damiaan Veens, Ruben Reniers, Fabian Dirla, Yanel Barbeito
Dramaturgin: Gitta Roser
Musik: Frank Schulte
Licht: Gert Weidig
Bühnenbild: miegL
Produktionsleitung: Anika Bendel
Social Media Kampagne: 3/medial
Wissenschaftliche Evaluation: Prof. Dr. Heiner Barz
Kostüme: Thomas Wien Pegelow
Hospitanz: Paulina Jürges
Betreuung Künstler: Johanna May, Omar Gómez
Graphik: Sabine Schrage
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit: Nicola Steller (national & international) / mechtild tellmann kulturmanagement (lokal & regional)
Eine Produktion der DIN A 13 tanzcompany im Auftrag von VisAbility e.V. in Kooperation mit BarnesCrossing – Freiraum für TanzPerformanceKunst und dem Sommerblut – Festival für Multipolarkultur. Gefördert durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW.
Mehr Informationen zum Festival: sommerblut.de
Weitere Vorstellungen:
Samstag, 14. Mai 2016 um 20:00 Uhr & Sonntag, 15. Mai 2016 um 18:00 Uhr, Wachsfabrik Köln
Donnerstag, 19. Mai & Freitag, 20. Mai 2016 um 20:00 Uhr im TAK. Theater im Aufbau Haus Berlin
Dienstag, 31. Mai 2016 um 20:00 Uhr im Theater im Ballsaal Bonn
Theater im Depot Dortmund – Termine in Planung
Tickets zu € 14 (ermäßigt € 9) bei kölnticket.de (https://shop.derticketservice.de/sommerblut/eventreihen/?evLId=76164)
und über Barnes Crossing, info@barnescrossing.de, Tel. 02236-963588