Die Besitzerin der See-Villa lebt mit ihrem Lebensgefährten und ihrem Sohn aus erster Ehe zusammen; ihre Gäste sind ein Arzt-ehepaar samt Tochter – und, als geheimnisvoller siebter, da und nicht da, sichtbar für die Zuschauer und unsichtbar für die Partygesellschaft, ist ihr verstorbener Ehemann dabei, der Vater des Sohnes. Natürlich spielt auch er eine Rolle im Netz der Dialoge, nicht nur als früherer Besitzer des leck-geschlagenen Bootes. Liegt es an der außergewöhnlichen Situation, liegt es am reichlich genossenen Alkohol? –
Tatsache ist, dass im Laufe des Abends der Lack der Zivilisation Risse bekommt. Kannibalismus bricht zwar nicht real aus, wie seinerzeit unter den Schiffbrüchigen auf dem Floß der »Medusa«, aber die wechselseitigen Sticheleien und Provokationen, die Verletzungskunst beim Häuten der Seelenzustände, die die Szene durchwirkt, ist so erstaunlich wie vergnüglich – für den Betrachter. Nothing happens, so scheint es, – das aber auf eine subtile, witzige, luzide, meisterhaft gefügte und sprachlich elegante Weise, die derzeit niemand so beherrscht wie Roland Schimmel-pfennig. Hört man genau hin, dann schält sich zwischen allen Machtkämpfen der Paare, den Recht-habereien über Schulmedizin oder alternative Behandlungspraxis, den Zerrbildern von Leben und Beruf ein zentrales Thema heraus: der Verrat, genauer: der Liebesverrat. Hier trägt ein jeder seine Wunde. Was das alles mit Calypso zu tun hat? So hieß das Boot, das leck am Grunde des Sees ruht.
Regie: Jürgen Gosch / Bühne und Kostüme: Johannes Schütz / Dramaturgie: Michael Propfe / Licht: Dierk Breimeier. Es spielen: Marion Breckwoldt, Ute Hannig, Markus John, Marie Leuenberger, Michael Prelle, Klaus Rodewald, Sören Wunderlich.
Weitere Vorstellung: 10.3.
Eintrittspreis: 11-55 €
Karten: Telefon 0 40.24 87 13 (Mo.-Sa., 10-19 Uhr) oder online unter www.schauspielhaus.de