Aus den Quartheften Shakespeares über die freie Übersetzung Friedrich Wilhelm Gotters und der Vertonung des Stuttgarter Hofkomponisten Johann Rudolf Zumsteeg erfährt der Sturm- und Geisterinselstoff in einer Neukomposition eine moderne Lektüre. Der zeitgenössische Komponist Ming Tsao schafft eine neue, nicht selten „konkrete“ Komposition, die, einer Überschreibung gleich, immer wieder den Bezug zur tonalen Ästhetik Zumsteegs herstellt.
Der Spielort des Lesesaals dieser Bibliothek dient dabei als akustisches Archiv, in dem die dort abgelegten Noten und Texte über eine musikalisch-
szenische Arbeit neu intoniert werden.
Die musikalische Besetzung umfasst ein Instrumentalensemble mit Holz- und Blechbläsern, einem großes Spektrum an Schlagzeuginstrumenten, Gitarren, Klavier, Glockenspiel und Streichinstrumente. Die Personen Prospero, Miranda und Ferdinand werden mit Sängern, Caliban dagegen mit zwei Sprechern besetzt. Diese unterstreichen nicht nur die Zweisprachigkeit, sondern auch die Ambivalenz der Figur des Caliban, der einerseits zivilisiert, andererseits aber eine wilde Kreatur ist.
Der bei Zumsteeg schon existierende Geister-Chor unterstreicht dies rhythmisch wie sängerisch im Sinne eines zu beschwörenden Rituals. Die 13 Szenen werden allesamt im Lesesaal gespielt.
Ming Tsao wurde 1966 in Berkeley, Kalifornien, geboren. Er studierte Komposition am Berklee College of Music, an der Columbia University (bei Mario Davidovsky) sowie bei Chaya Czernowin an der University of California, San Diego. Während er an der Columbia University auch Musikethnologie belegte, erhielt er 2000 zudem einen Abschluss in Mathematik an der San Francisco State University, wo er seine Arbeit zur mathematischen Musiktheorie verfasste und veröffentlichte. Ming Tsao ist auch Autor von Aufsätzen zur musikalischen Komposition und Theorie, die z.B. in der Zeitschrift Musik & Ästhetik veröffentlicht wurden. Zu seinen Werken gehören: Not reconciled für Ensemble (2002/03), The book of virtual Transcriptions für Ensemble (2004/05), One-way Street (2006), das Streichquartett Pathology of Syntax (2006/07) und “Uncover“ (2008) für Ensemble. Er lebt und arbeitet in Berlin. Die zeitoper Die Geisterinsel ist sein erstes Musiktheaterstück in Deutschland.
Musikalische Leitung Stefan Schreiber
Regie Matthias Rebstock
Kostüme und Raum Sabine Hilscher
Dramaturgie Sergio Morabito und Xavier Zuber
BESETZUNG
Miranda Tajana Raj
Prospero Tito You
Ferdinand Daniel Kluge
Caliban Christoph Sökler, Mario Pitz
Geister-Chor
In Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart
Weitere Termine 04.05. | 05.05. | 07.05. | 09.05. | 11.05.2011