Oder soll er seinem Schwur treu bleiben, seine drohende Absetzung ertragen und als Held in die Geschichtsbücher eingehen, auch wenn dadurch der Krieg noch lange weitergehen wird? Sein Plan, den Krieg durch einen Verrat zu beenden, gerät von Anfang an in eine Schieflage, denn zu sehr ist seine persönliche Ruhmsucht mit der guten Absicht verquickt. So führt Schiller einen Menschen vor, der für einen kurzen Augenblick die Geschicke der europäischen Geschichte in seinen Händen hält und diese Chance nicht nur verstreichen lässt, sondern die schlimmstmögliche Wendung herbeiführt.
Nach Wallensteins Tod als Verräter soll der Krieg noch volle vierzehn Jahre weiter dauern. Wallensteins Versagen zeigt die Ohnmacht des Menschen in einer historischen Situation, in der er notwendig noch nicht wissen kann, was einmal das Richtige gewesen sein wird. Auf welchen Wahrheiten kann also die Entscheidung gründen, wenn der Einzelne seine Gegenwart nicht als Glücksspiel erleiden will?
Fast zehn Jahre lang schrieb Schiller an der Wallenstein-Trilogie. Sein Wissen über den dreißigjährigen europäischen Bürgerkrieg sollte hier ebenso Eingang finden wie seine dramentheoretischen Überlegungen. Nicht zu Unrecht wird Wallenstein als sein politischstes Stück gelesen. Im Zentrum steht die Titelfigur, die als das Genie ohne Inhalt gezeigt wird.
Michael Thalheimer inszeniert die Trilogie an einem Abend. Nach »Macht der Finsternis«, »Tartuffe« und »Nachtasyl« ist diese seine vierte Inszenierung an der Schaubühne.
Regie: Michael Thalheimer
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Nehle Balkhausen
Musik: Bert Wrede
Dramaturgie: Bernd Stegemann
Licht: Norman Plathe
Wallenstein: Ingo Hülsmann
Octavio Piccolomini: Peter Moltzen
Max Piccololomini: Laurenz Laufenberg
Graf Terzky: Felix Römer
Illo: Andreas Schröders
Buttler: Urs Jucker
Isolani, Gefreiter: David Ruland
Questenberg, Wrangel: Ulrich Hoppe
Seni: Lise Risom Olsen
Herzogin von Friedland: Marie Burchard
Thekla: Alina Stiegler
Gräfin Terzky: Regine Zimmermann
Weitere Vorstellungen am 6., 7. und 9.5. um 19 Uhr