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"Wassa Schelesnowa" von Maxim Gorki - DeutschesSchauSpielHaus Hamburg

Premiere: 17/10/2014 / SchauSpielHaus. -----

Wassa Schelesnowa, Besitzerin einer Wolga-Reederei, regiert mit ungeheurer Energie Geschäft und Familie. Doch das rücksichtslose Leben zeigt seine zerstörerische Kraft auch im Innern der „eisernen“ Menschen in den „steinernen Häusern“, wie Gorki schreibt.

Wassas Mann, ein ehemaliger Kapitän, der seine Familie jahrzehntelang brutal missbraucht hat, wird angeklagt, Minderjährige verführt zu haben. Ihr Bruder, ein notorischer Trinker, lässt sich von Wassa aushalten und wendet sich gleichzeitig gegen sie. Ihre beiden Töchter sind schwer gezeichnet durch das verkommene Leben der Familie. In dieser Situation erscheint die Schwiegertochter Rachel, eine Figur, die Gorki 1935 neu in das Werk einführt. Rachel ist Sozialistin und illegal aus der Schweiz nach Russland gekommen, um ihren Sohn Kolja, für den Wassa sorgt, abzuholen. Der Kampf um den Enkel, dem sie das Unternehmen vererben möchte und den sie der Mutter verweigert, überfordert Wassa. Sie bricht zusammen, die Hinterbliebenen stürzen sich auf das Erbe.

Als das Moskauer Künstler-Theater 1935 die Aufführung von »Wassa Schelesnowa« plant, ein Schauspiel, das Gorki 1910 verfasst hat, bittet der Autor die Inszenierung zu verschieben, da er eine Neufassung schreiben will. Ende des Jahres stellt er sie fertig. Verglichen mit der Erstfassung stellt sie ein neues Werk dar. Titel, Thema und wesentliche Motive werden zwar übernommen, aber die Dramaturgie des Stückes wird entscheidend verändert. Beide Fassungen schildern eine erbarmungslose, frühkapitalistische Welt.

Die Neufassung von »Wassa Schelesnowa« war Gorkis letztes Werk. Ein halbes Jahr nach der Fertigstellung verstarb er unter mysteriösen Umständen in Moskau. Ende der 20er Jahre fasst er seinen Weg als Schriftsteller zusammen: „Warum ich geschrieben habe? Weil ich Menschen vor mir sah, deren einziges Bestreben war, gaunerisch das Blut des Menschen auszusaugen, es in Kopeken zu verdicken und die Kopeken zu Rubeln zusammenzukleben. Und doch verneige ich mich vor dem Menschen, weil ich außer den Inkarnationen seiner Vernunft, seiner Phantasie, seiner Erfindungskraft in unserer Welt nichts fühle und sehe. Und wenn es schon nötig ist von etwas Heiligem zu sprechen, so ist heilig nur die Unzufriedenheit des Menschen mit sich selbst und sein Streben, besser zu sein, als er ist; heilig ist sein Hass auf allen Existenzplunder, den er selbst geschaffen hat.“

Regie: Dieter Giesing

Bühne: Karl-Ernst Herrmann

Kostüme: Fred Fenner / Musik: Jörg Gollasch

Choreografie: Johann Kresnik

Dramaturgie: Rita Thiele

Es spielen: Karoline Bär (Natalja, Wassas Tochter), Yorck Dippe (Melnikow, Angestellter beim Kreisgericht), Ute Hannig (Anna Onoschenkowa), Josefine Israel (Ljudmila, Wassas Tochter), Markus John (Sergej Petrowitsch, ehemaliger Kapitän), Johanna Küsters (Lisa, Dienstmädchen), Christoph Luser (Pjatjorkin, ehemaliger Soldat und Matrose), Michael Prelle (Gurij Krotkich), Thea Rasche (Rachel, Wassas Schwiegertochter), Anna Sophie Schindler (Polja, Dienstmädchen), Maria Schrader (Wassa Borisowna), Michael Wittenborn (Prochor Borisowitsch Chrapow, Wassas Bruder)

Weitere Aufführungen: 24/10, 28/10

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