Die ehemalige Kurtisane Vittoria führt zwar inzwischen eine bürgerliche Ehe mit Camillo, doch der (seinerseits mit Isabella verheiratete) Herzog von Brachiano wünscht sie in sein Bett und an seine Seite. Vittorias Brüder Flamineo und Marcello sind uneins, ob nicht eine Bindung der Schwester ans Fürstenhaus von der Familie zu fördern wäre. Flamineo betreibt die Ermordung von Isabella und
Camillo; Marcello hingegen stellt sich in die Dienste des Herzogs von Medici, der Brachianos Kontrahent ist. Im Widerstreit der Interessen geschehen weitere
Morde und politische Verbrechen; bis zuletzt zeigt sich im moralischen Chaos keine ordnende Kraft – auch nicht in Gestalt des macchiavellistischen Kardinals, der seine private Sammlung besonders eindrucksvoller Untaten in Text- und Bilddokumenten ständig erweitert.
John Webster, 1580-1625, zählt nach Shakespeare zu den bedeutendsten
elisabethanischen Dramatikern. In der von Theater Bonn bei der jungen Autorin
Rebekka Kricheldorf in Auftrag gegebenen Neuübertragung tritt uns ein
geschärftes Bild der „Weißen Teufel“ entgegen: das Bild einer Gesellschaft im Wertewandel, in der interessegeleitete Karrieristen Politik auf Kosten der Moral machen.
Regie führt Matthias Kaschig, der in der vergangenen Spielzeit „Kabale und
Liebe“ in den Kammerspielen inszenierte.
Die Kurtisane Vittoria und die Rolle der Isabella werden von Nicole Kersten gespielt.