Werther liebt Charlotte, obwohl diese mit Albert liiert ist. Die verbotene Zuneigung wächst ins Unkontrollierbare, allein Charlotte zwingt sich zur Vernunft und bittet um einen endgültigen Abschied. Unfähig diese Trennung zu ertragen, setzt Werther seinem Leben ein Ende – soweit der Inhalt in Dichtung und Musikdrama. In formaler Hinsicht jedoch geht Massenet, der Gattung Oper entsprechend, ganz eigene Wege: An die Stelle der indirekten, durch Briefe an einen Freund vermittelten Erzählung, die auf subjektive Weise inneres Erleben und äußere Naturbeschreibung in Beziehung setzt, tritt auf der Bühne die direkte, aus neutraler Perspektive dargestellte Konfrontation der Figuren. Sie avanciert zum eigentlichen Ereignis. So ergibt sich aus vier spannungsvollen Begegnungen zwischen den Liebenden ein inneres Drama, in dessen Mittelpunkt nicht Werther, sondern Charlotte mit ihrem Konflikt zwischen Liebe und sittlicher Freiheit steht.
Für die musikalische Umsetzung dieses psychologischen Kammerspiels, das seine Faszination aus dem Detail bezieht, verwandte Massenet ganz unterschiedliche Mittel: Einfache Liedmelodik steht neben leidenschaftlichen Ausbrüchen, raffiniert montierte Bühnenmusik fächert das Geschehen in mehrere Ebenen auf, Erinnerungs- und Leitmotive ebenso wie sinfonische Entwicklungen im Orchestersatz sorgen für ein dichtes Netz an inneren Bezügen.
MIT: Tanja Ariane Baumgartner, Simone Stock, Caroline Vitale; Howard Quilla Croft, Gregor Dalal, Jason Kim, Martin Nyvall, Boris Petronje
PRODUKTIONSTEAM: Rick Stengårds (Musikalische Leitung), Stephan Müller (Inszenierung), Esther Bialas (Bühnenbild), Mechthild Feuerstein (Kostüme), Nives Widauer (Video), Andre Grootens (Kinderchoreinstudierung), Gérard Cleven (Licht), Christian Kipper (Dramaturgie)
Luzerner Sinfonieorchester
Luzerner Mädchenchor – einer der Chöre der Musikschule Luzern
Statisterie des Luzerner Theaters