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Wiener Staatsoper: 'OREST' von MANFRED TROJAHNWiener Staatsoper: 'OREST' von MANFRED TROJAHNWiener Staatsoper:...

Wiener Staatsoper: 'OREST' von MANFRED TROJAHN

Premiere am 31. März 2019, 19:00, Werkeinführung 30 Minuten vor der Vorstellung im Gustav Mahler-Saal

Der eigentliche Ausgangspunkt zu Orest ist – wie bereits am Anfang der Spielzeit mit Hector Berlioz’ Les Troyens – der trojanische Krieg. Doch diesmal steigt die Handlung nach Ende des Krieges ein und erzählt von den Folgen, die auch die nächste Generation ins Verderben ziehen. Die nächste Generation, das sind die Kinder, Elektra und Orest, die nun die Schicksals-Verhandlungen führen müssen: Wie mit der Schuld umgehen, mit der eigenen und jener der Eltern? Wie den Weg nach vorne finden?

 

Trojahns „Musiktheater in sechs Szenen“ setzt sich mit dem unter seiner Tat leidenden Protagonisten auseinander – dieser Orest ist getrieben, von Schuld, von der rachsüchtigen Schwester Elektra. Auf ihn wartet die Erkenntnis, dass er sich von diesen Kräften und den Göttern freimachen und den Mut zum eigenen Weg finden muss.

Schon die Uraufführung 2011 an der Nederlandse Opera in Amsterdam wurde vom Publikum wie auch der internationalen Presse gefeiert, ebenso wie die weiteren Produktionen des Werks u. a. in Hamburg und Zürich. Die Neue Oper Wien brachte das Werk 2014 in Wien zur österreichischen Erstaufführung.

Zum Komponisten und Librettisten Manfred Trojahn
Im Schaffen des deutschen Komponisten Manfred Trojahn, dessen Werkeverzeichnis nahezu alle Genres verzeichnet, nimmt das Musiktheater seit seiner ersten Oper Enrico (1991) eine vorrangige Stellung ein. Auch seine weiteren Opern Was ihr wollt, La Grande Magia und Orest wurden an zahlreichen internationalen Bühnen produziert, ebenso wie seine Fassung von Mozarts Titus, dessen Rezitativtexte er neu komponierte. Mit Orest steht erstmals ein Werk des 1949 in Cremligen bei Braunschweig geborenen Komponisten auf dem Staatsopernspielplan.

Seine Entscheidung für Orest als Opernstoff erzählt er Staatsoperndramaturg Oliver Láng im Gespräch für das Staatsopernmagazin „Prolog“: „Orest ist vermutlich der Stoff, mit dem ich die kürzeste Lebenszeit verbracht habe, bevor er dann zum Opernstoff wurde. Es war der Intendant der Staatsoper Hannover, Michael Klügl, der mir riet, mich mit dem Stück des Euripides zu beschäftigen, als er davon erfuhr, dass ich auf der Suche nach einem Opernstoff sei. Ich habe das dann gelesen und meine umgehende Reaktion war die Ablehnung. Der Schluss dieser Mythenversion ist schon etwas speziell und ich meinte, das ließe sich doch nur mit Countertenor und Knabenchor lösen, in hellblauen Kostümen. Es dauerte dann doch geraume Zeit, bis ich einen Weg zu den Figuren fand, nicht zuletzt auch durch die Dionysos-Dithyramben Nietzsches, die dann bei der Gestaltung der Figur des Apollo/Dionysos eine Rolle spielen.“

Die Auseinandersetzung mit antiken Stoffen ist eine Konstante in der europäischen Kulturgeschichte – auf die Frage, was diesen Reiz ausmacht, antwortet der Komponist: „Das Reizvolle scheint mir zu sein, dass sie gänzlich zeitlos sind – oder doch dorthin interpretiert werden können. Natürlich hat mein Stück mit einem griechischen Drama nichts mehr zu tun, Orest verlässt Gesellschaft und Götter, um zu sich zu finden – eine völlig zeitgenössische Sicht auf die Notwendigkeiten. Die Grundprobleme in den Mythen sind natürlich die Grundprobleme der Menschheit und von daher kann man fast so weit gehen zu behaupten, es gäbe kein Problem, das sich dort nicht schon formuliert findet.“

Aus einer „Notwendigkeit heraus“ wurde Manfred Trojahn auch sein eigener Librettist für Orest – bisherige Partner verstarben leider frühzeitig: „Es war weder jemand im Blick, noch hatte ich die Neigung, jemanden zu finden – daher war der Schritt, das Libretto selbst zu verfassen, vorgegeben.“ Für ihn „benötigt auch die Sprache einen gesteigerten Ausdruck, der die Emotionalität, die durch Musik hinzuwächst, ermöglicht.“

Auf die Frage nach der Herangehensweise bzw. Auseinandersetzung mit Strauss und seiner Elektra beschreibt der Komponist, dass er mit dem Todesschrei Klytämnestras die „formulierte Erinnerung an die Elektra von Strauss/Hofmannsthal“ an den Beginn seines Stückes stellt, welches „natürlich seine Vorgeschichte, und die ist genial und atemberaubend als Oper erzählt worden“ reflektiert. „Natürlich ist die Auseinandersetzung bewusst gesetzt. Es gibt immer wieder Bezüge zum Text der Elektra und es gibt einige wenige Verweise in der Musik.“

MUSIKTHEATER IN SECHS SZENEN
MUSIK UND TEXT: MANFRED TROJAHN

Dirigent: Michael Boder
Regie, Bühne und Licht: Marco Arturo Marelli
Kostüme: Falk Bauer
Regieassistenz: Steven Whiting° | Bühnenbildassistenz: Mario Ferrara

Orest Thomas Johannes Mayer
Menelaos Thomas Ebenstein
Apollo/Dionysos Daniel Johansson°
Hermione Audrey Luna
Helena Laura Aikin
Elektra Evelyn Herlitzius
Orchester der Wiener Staatsoper
Bühnenorchester der Wiener Staatsoper
° Debüt an der Wiener Staatsoper
Alle Solistinnen und Solisten geben ihr Rollendebüt an der Wiener Staatsoper.

Reprisen: 5., 7., 10., 13. April 2019
Die Premiere am 31. März 2019 wird live auf Radio Ö1 (+ EBU) ausgestrahlt. Die Vorstellung am 5. April wird mit WIENER STAATSOPER live at home übertragen.

www.wiener-staatsoper.at
www.staatsoperlive.com

 

 

 

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