Das verplauderte Idyll der Mittdreißiger wird zum privaten Kriegsschauplatz, als ein Fremder bei ihnen Asyl sucht. Barbara nimmt den Flüchtling auf und die schuldbewusste Nächstenliebe gerät allmählich zum Zivilisationsdünkel, hinter dem purer Rassismus steckt. In der Antike galt als Barbar, wer das Gastrecht nicht achtete und heiligte. Heute steht sie noch hoch im Kurs: die kreative Klasse der Wohlstands- und Wohlanstandsgesellschaft, deren inszenierte Gegenkultur recht schnell zu gefälligem Bio-Lifestyle verkam. Doch wieviel political correctness erträgt dieser Lebenswandel, wie ungestört lebt es sich dort?
Philipp Löhle – Jahrgang 1978 – hat sein neues Stück 2014 für das Stadttheater Bern geschrieben, mitten in der Diskussion um die rechte »Masseneinwanderungsinitiative« gegen »Überfremdung« in der Schweiz. Zweifellos trifft das Stück europaweit den wundesten Punkt der westlichen Demokratie. Der von Löhle als zweite Spielebene eingeflochtene HEIMATCHOR begleitet das sehr komisch reflektierte »schöne Wohnen« eines aufstrebenden Bürgertums als aggressiver Gegenpart und ist in Halle ebenso hochkarätig besetzt wie die beiden jungen Paare. Regie führt Ronny Jakubaschk, der am neuen theater bereits „Tschick“ und „Im Weißen Rössl“ inszenierte.
Regie: Ronny Jakubaschk | Bühne und Kostüme: Annegret Riediger | Musik: Bastian Bandt
Mit: Stella Hilb, Sonja Isemer, Alexander Gamnitzer, Matthias Walter, Kerstin König (Studio), Philipp Noack (Studio), Louise Nowitzki, Enrico Petters, Max Radestock (Studio), Maria Radomski (Studio), Andreas Range, Barbara Zinn
Matinee am Sonntag, den 25.01.2015 um 11 Uhr im Casino, 3. Etage im neuen theater
Weitere Vorstellungen unter www.buehnen-halle.de