In beklemmenden, rätselhaften Bildern evoziert er die Abgründe der menschlichen Psyche, um sie zugleich als Deformation gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Beziehungen auszuweisen. Die letzten Zeilen seines als Fragment hinterlassenen Dramas WOYZECK schrieb Büchner kurz vor seinem Tod in Zürich, wahrscheinlich in seiner Wohnung an der Spiegelgasse, bereits mit Typhus infiziert und
unter Fieberschüben. Die Schrift ist kaum zu lesen, noch heute rätselt man über die wundersamen Wortkreaturen, die er, wie ein Gejagter, in Eile niederschrieb.
Der Fall Woyzeck beschäftigte Büchner seit seiner Kindheit. In der Ärztefamilie war die Verurteilung des Perückenmachers und Soldaten Johann Christian Woyzeck ein viel diskutiertes Thema. Der 23-jährige Büchner zeigt uns Woyzeck als einen ausserhalb der Welt Seienden. Ein geistig Zerrütteter, von der Wissenschaft für Experimente missbraucht, im Militärdienst gequält, von seiner Geliebten betrogen.
In verstörenden Bildern, die er in einer radikalen Montagetechnik miteinander kombiniert, zeigt Büchner eine Welt im Umbruch aus der Perspektive eines Gejagten. Ein surreales Horrormärchen, in dem sich aus der Ferne die verlorenen Verbrecher der anbrechenden Moderne schon ankündigen, die in den Grossstadtromanen und -filmen des 20. Jahrhunderts Büchners Erbe antreten sollten.
Regie Stefan Pucher
Bühne Stéphane Laimé, Katharina Faltner
Kostüme Marysol del Castillo
Musik Christopher Uhe
Licht Gerhard Patzelt
Video Meika Dresenkamp
Dramaturgie Andreas Karlaganis
Mit:
Woyzeck Jirka Zett
Marie Henrike Johanna Jörissen
Doktor Robert Hunger-Bühler
Hauptmann Lukas Holzhausen
Tambourmajor Jan Bluthardt
Andres Johannes Sima
Käthe Isabelle Menke
Handwerksbursch Ludwig Boettger
Grossmutter/Narr Irm Hermann
Live-Musiker Christoph Hipp Mathis, Roger Greipl,
Becky Lee Walters
Weitere Vorstellungen im Schiffbau/Halle
15./ 22. September, jeweils 19 Uhr
18./ 23./ 25./ 30. September, jeweils 20 Uhr
1./ 3./ 4. Oktober, jeweils 20 Uhr
Weitere Vorstellungen sind in Planung.